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Freitag, 8. April 2016

The Telegraph: Donald Trump spricht harte Wahrheiten an und die Welt sollte ihm zuhören

Bildergebnis für trump


Von William Hague, 7. April 2016


Das Ergebnis der US Präsidentschaftswahl betrifft die gesamte Welt, das heisst aber nicht, dass Amerikaner sich über Rat von außen freuen würden. Als eine Gruppe von Briten sich dazu entschloss, den Amerikanern 2004 im Wechselwählerstaast Iowa einen Brief zu schreiben und ihnen darin rieten nicht für George Bush zu stimmen stand in einer Antwort: "Haltet euch gefälligst aus unserem Zeugs raus, ihr hinkenden, hirnfreien, bettnässenden Euro-Pimpfe."

Mit der wunderbaren amerikanischen Mischung aus Direktheit und Höflichkeit endete der Antwortbrief mit: "Einen schönen Tag noch".

Wir Ausländer sollten also vorsichtig sein bei einer Kommentierung. Doch nachdem Donald Trump nun bis zu dieser Woche so viel vor ihm weggespült hat sollten wir in unserem eigenen Interesse verstehen, was da gerade vor sich geht in Amerika.

Zwei Charakteristika disqualifizieren Trump als Präsident: Seine Einstellung gegenüber Frauen und wie er seine Rivalen behandelt. Das erste von beiden zeigt angsichts seiner groben und beleidigenden Bemerkungen gegenüber weiblichen Journalistin und Kandidatinnen eine tiefgreifende herablassende Ader.

Dies sind nicht nur einfach schlechte Manieren. Es ist etwas von Bedeutung, da es mit der Befreiung der größten Menge an unangezapftem Talent des 21. Jahrhunderts zusammenhängt, die darin besteht, die volle soziale, politische und ökonomische Befreiuung von Frauen zu erreichen. Mit einem Anführer des mächtigsten Landes der Welt, der dies nicht anerkennt kann das nicht funktionieren.

Seine beleidigende Antworten gegenüber Rivalen ist die andere schwerwiegende Schwäche, die man als potentieller globaler Führer haben kann. Die Verächtlichmachung seiner politischen Gegner - "Lügen-Ted", "Kleiner Marco" und so weiter - zeigen keinerlei Sensibilität gegenüber dem Fakt, dass egal welcher Präsident am Ende mit ihnen im Kongress zusammenarbeiten muss und das ab der ersten Minute im Amt. Schlimmer noch, Trumps tyrannische Attitüde gegenüber anderen Ländern, wie etwa Mexiko - von denen er verlangt, den vollen Preis für den Grenzzaun zu bezahlen - wäre so unglaublich kontraproduktiv und würde die Macht der USA zunichte machen, ihre moralische Autorität und ihre entscheidendende Fähigkeit, andere zum aktiven Handeln zu überzeugen.


Und doch ist Trump ein ausgezeichneter Wahlkämpfer und das Vorwahlergebnis in Wisconsin diese Woche deutet eher auf eine hitzige Generalversammlung der Partei hin als ein Ende seiner Kandidatur. Und er hat beste Chance auf eine überragende Rückkehr bei der Vorwahl übernächste Woche in New York. Selbst wenn das Blatt sich nun möglicherweise gegen ihn gewendet hat sollte man nicht dagon ausgehen, dass die Politik nun wieder normal wird.

Zum einen, weil Ted Cruz, der Gewinner in Wisconsin nur wenig besser ist. Es ist ein klares Zeichen der Verzweiflung des republikanischen Führungszirkels, dass sie erfreut sind über den Sieg des ultra-konservativen, evangelikalane Tea-Party Kandidaten. Cruz steht für eine Außenpolitik, die nicht weniger gefährlich ist als die von Trump, aber ihre Gefahr liegt woanders: Säbelrasseln statt Isolationismus. Selbst wenn Cruz weiterhin besser abschneiden sollte an den Wahlurnen sollte dies nicht davon ablenken, dass viele Millionen Wähler für Trump gestimmt habe und meine 30-jährige Erfahrung mit Wahlen sagt mir, dass wenn Wähler scheinbar verrückt wurden, dann versuchen sie uns tatsächlich etwas mitzuteilen.

Wenn Trump sagt, dass Südkorea und Japan ihre eigenen Atomwaffen haben sollten, anstatt sich auf die USA zu verlassen, und dass Amerika aufhören sollte, die NATO zu finanzieren, dann tritt er dafür ein, die gesamte westliche Sicherheitsarchitektur aufzulösen. Aber die Leute wählen ihn und eine solche Politik, weil sie uns damit sagen, dass sie es satt haben für die Verteidigung anderer Länder zu zahlen, die selbst nur wenig auf ihre Sicherheit achten.


Ich saß als Außenminister oft in NATO Sitzungen und hörte amerikansichen Generälen dabei zu wie sie Alarm schlugen, als die USA während des Kalten Krieges mehr als 60 Prozent der Verteidigungsausgaben stemmen müssten, und doch, heute liegt der Anteil bei 75 Prozent. Einige europäische Länder, darunter Großbritannien haben sich kürzlich zu höheren Verteidigungsausgaben entschlossen. Aber Trumps Politik und die Unterstützung, die diese von den Wählern erfährt ist ein Frühwarnsystem des potentiell verheerenden strategischen Problems, das gerade auf uns zu kommt.

Der Aufruhr im Nahen Osten wird wahrscheinlich noch lange Millionen von Flüchtlingen produzieren und Europa wird seine Grenzen besser schützen müssen, im Ausland intervenieren und scheiternde Staatswesen stabilisieren. Das aber wird genau zu einer Zeit passieren, da Amerika seine Energieunabhängigkeit erriecht und weniger willig wird, die Lasten seiner Verbündeten zu schultern. Die strategischen Interessen der Demokratien auf beiden Seiten des Atlantiks könnten auseinanderdriften, und das in einer Weise, wie es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht passiert ist.

In den kommenden Jahren werden britische, französische und deutsche Führer, ihr Militär und ihre Sicherheitsdienste zeigen müssen, wie nützlich sie sind - beim Niederwerfen des Islamischen Staates, dem Abhalten Russlands und beim Beenden von neuen Konflikten. Andernfalls werden alle feststellen, dass sie bei einer wachsenden Zahl an Konflikten auf sich selbst gestellt sind.

Trumps andere Hauptpolitik besteht im Handelsprotektionismus: Er will Importzölle für chinesische und mexikanische Produkte einführen und neue Handelsverträge verhindern. Auch das hätte desaströse Auswirkungen. Es würde weitreichende Reaktionen gegen amerikansiche Produkte nachsich ziehen, zuhöheren Preisen für Konsumenten führen und niedrigerem Wachstum für die Weltwirtschaft. Für Großbritannien, dem neuntgrößten Exporteur der Welt wäre so eine Politik sehr negativ.

Und doch, die Wähler haben Trump zugejubelt, als er solche verheerende Maßnahmen gefordert haben. Sie senden der Welt eine Nachricht, dass selbst eine Wirtschaft wie die Amerikanische, die in den letzten Jahren Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen hat, Menschen hat, die sich ausgeschlossen fühlen von der neuen digitalen Wirtschaft, und deren Lebensstandard stagniert ist. Wieder trifft er einen Punkt.

Die Antwort darauf erfordert tatsächlich amerikansiche Führungsqualitäten, aber nicht die destruktive Variante. 1944 haben die USA in Bretton Woods eine internationale Konferenz abgehalten, in der ein stabiler Rahmen geschaffen wurde für das Weltfinanzsystem, das bis in die Siebziger hielt.

Heute, in einer Welt der nicht-nachhaltigen Handelsungleichgewichte und falsch bewerteten Währungen, kann nur Amerika die Erschaffung einer neuen Phase der Finanzstabilität einleiten - indem sie die Kooperation mit China forcieren, die so viel von Amerikas Schulden halten.

Sollte Trump diese Woche seinen Höhepunkt überschritten haben, dann wäre dies eine gute Nachricht für die Amerikanische Präsidentschaft. Aber es wäre ein großer Fehler aller Führer der Welt, wenn sie nicht verstünden, weshalb so viele Menschen so lange für ihn gestimmt haben.


Im Original: Donald Trump is speaking harsh truths, and the world needs to listen

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