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Freitag, 19. August 2016

Zero Hedge: Warum ein Enthüller eine 8,25 Millionen Dollar Belohnung dafür ablehnte, dass er die Deutsche Bank verriet



Am Höhepunkt der Finanzkrise, als die Risikopositionen implodierten und das Marktumfeld drohte übernacht zu kollabieren, vermied die Deutsche Bank den Bankrott und die Verstaatlichung, indem sie den Wert ihres 130 Millarden Dollar schweren "gehebelten supergebündelten" Derivateportfolios maniulierte. Von Tyler Durden, 19. August 2016

Die Geschichte dazu: Im Jahr 2005 wurden diese Handelsverträge in der Welt der Kreditderivate als "das nächste große Ding" erachtet, und die Deutsche Bank (DB) baute sich ein entsprechend großes Angebot auf. Sie waren so gestaltet, dass sie sich verhalten würden, wie die meisten gebündelten Sammlungen normaler zusammengefasster Kreditverträge, in denen Sachen wie Grundschulden, oder Kreditausfallversicherungen zusammengefasst werden, um den Investoren Angebote mit unterschiedlicher Risikostruktur anbieten zu können. Die DB wurde in diesem Markt zum größten Anbieter, auf dem Banken Versicherungen kauften gegen den möglichen Ausfall der sichersesten Unternehmen, wie die Financial Times (FT) schreibt.

Es gab da nur ein Problem: Als sie ihr Portfolio aufbauten haben sie bei der DB nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Finanzwelt einmal zusammenbrechen könnte. Deswegen haben sie, als das illiquide Portfolio zu schwanken begann, es nicht vermarktet - etwas, das mit der Insolvenz der Bank geendet hätte - sondern die Manager der DB haben ganz einfach den Wert der Portfoliopositionen irgendwo zwischen 1,5 und 3,3 Milliarden Dollar falsch angegeben.

2012, also mehrere Jahre danach hat die SEC [US Bankenaufsicht, d.R.] davon Wind bekommen und die DB wegen falscher Angaben mit einer 55 Millionen Dollar Strafe belegt (niemand ging ins Gefängnis). "Am Höhepunkt der Finanzkrise haben die Bilanzen der DB nicht die Risiken dieser großen, komplexen und illiquiden Positionen reflektiert," sagte Andrew Ceresney, Direktor der SEC Ermittlungsabteilung. "Die DB versagte dabei, bei der Bewertung ihrer Positionen vernünftige Entscheidungen zu treffen und hatte nur mangelhafte interne Kontrollmechanismen für die Bewertung der finanziellen Situation."

Der Grund, weshalb die SEC über die massiven Fehlbewertungen der DB erfuhr liegt an den beiden ehemaligen Mitarbeitern Matthew Simpson und Eric Ben-Artzi, die es verrieten: Das Duo behauptete, hätte die DB ihre Positionen angemessen bewertet, dann wäre ihr Grundkapital während der Finanzkrise auf ein gefährlich niedriges Niveau gefallen und die Regierung hätte sie womöglich übernehmen müssen, damit sie überlebt. Die höchste Schätzung für den nicht angegebenen Verlust lag bei 12 Milliarden Dollar. Was auch erklärt, weshalb die DB verzweifelt genug war, ihre Zahlen zu manipulieren.

Im Endergebnis bekam die DB mit der Strafzahlung eine auf die Finger, die SEC sah so aus, als wüsste sie, was sie macht und - wie wir jetzt lernen dürfen - die beiden Enthüller erhielten von der SEC riesige Belohnungen für ihre Hilfe die 55 Millionen Dollar Strafe einzutreiben, von der beide je 15% abbekommen.

Nur, dann geschah etwas unerwartetes: Wie die FT schreibt lehnte einer der beiden Enthüller, welche die falschen Zahlen der DB presgaben, die Multimillionen Dollar Belohnung der SEC ab, und das aus Protest gegen die Behörde, weil sie keinen der Verantwortichen bestraft haben.

Eric Ben-Artzi, ein ehemaliger leitender Angestellter der DB sagte der SEC, dass er seinen Anteil der 16,5 Millionen Dollar ablehnt - es ist die drittgrößte Auszahlung in der Geschichte des Enthüllungsprogramms - das sich auf 30% der 55 Millionen Strafe der DB beläuft.

Warum aber sollte jemand eine Summe Geld ablehnen, von der die meisten Leute, selbst ehemalige Wall Street Leute, komfortabel in Rente gehen könnten? Ben-Artzi sagte, die Strafe sollte von den veranwortlichen Managern und nicht den Aktionären bezahlt werden und vermutete offen, dass eine "Personaldrehtür" zwischen der SEC und Deutschlands größter Bank möglicherweise eine Rolle gespielt hat, dass die Verantwortlichen ungestraft davon kamen (verständlicherweise hatte den Anstieg an Selbstmorden unter DB Angestellten 2013-2014 nicht kommentiert, was insbesondere die Rechtsabteilung der Bank betraf).

"Das geht über die typische Drehtürgeschichte raus," schrieb Herr Ben-Artzi in einem Kommentar für die FT. "In diesem Fall haben Spitzenanwälte der SEC davor leitende Positionen bei der Bank bekleidet, und sind in die Spitzenpositionen der SEC gewechselt, selbst als die Ermittlungen in die Vergehen der DB bereits am laufen waren."

Was uns zufällig an einen Artikel erinnerte, den wir im Mai 2010 schrieben und in dem wir erklären weshalb der ehemalige DB Generaljustiziar und danach SEC Ermittlungsdirektor "Robert Khuzami bis zu 250.000 Dollar verlieren würde, wenn er gegen die DB ermittelt." Wir hatten also recht: Weder Khuzami, noch die SEC oder sonst jemand hat in den frühen Jahren der Finanzkrise Klage gegen die DB erhoben. Nun da im Rückblick herauskommt, dass die DB buchstäblich alles manipuliert hat war das, was die SEC hinsichtlich ihrer Überwachung tat noch krimineller als das Verhalten der DB über die Jahre.

Sechs Jahre später kommentiert auch die FT dazu:

"Robert Khuzami war 2009 bis 2013 der Ermittlungsdirektor der SEC und davor der Generaljustiziar der DB für die Amerikas. Zwischen 2004 und 2013 war Robert Rice der leitende Anwalt der DB, der auch die internen Untersuchung zu den Bewertungsbehauptungen führte; er ging dann als Chefjustiziar zur SEC. Sowohl Herr Khuzami als auch Herr Rice wurden wegen Befangenheit von den Ermittlungen entbunden. Dick Walker war der Ermittlungsdirektor der SEC zwischen 1998 und 2001 und ging dann zur DB, später wurde er ihr Generaljustiziar; er verlies die Bank dieses Jahr. Alle lehnten einen Kommentar ab."

Man braucht nicht extra zu sagen, dass Khuzamis jetzige Stelle als Partner bei Kirkland's Government & Internal Investigations Practice Group, wo er 2013 angefangen hat, kein Risiko beinhaltet. Aber vieleicht kommt das doch noch und wenn es passiert, dann gebührt Leuten, die ihre Meinung offen sagen ein besonderer Dank - etwa Eric Ben-Artzi, der momentan Vizepräsident der Risikoanalysten von BondIT ist - und dessen Meinung in der heutigen FT abgedruckt wurde.

Alle, die sich wundern, wie jemand eine 8,25 Millionen Dollar schwere Belohnung ablehnen kann, hier ist die Erklärung, direkt von der Quelle:


Wir müssen die Aktionäre von Fehlverhalten der Verantwortlichen schützen. Von Eric Ben-Artzi.


Ich wurde eben von der SEC informiert, dass ich die Hälfte der 16,5 Millionen Dollar Belohnung erhalten würde. Aber ich weigere mich, meinen Anteil anzunehmen. Meine Belohnung, die aus einem Kongressfond kommt, entspricht 15 Prozent der 55 Millionen Dollar Strafe, welche die SEC im Mai 2015 gegen die DB ausgesprochen hat, nachdem ich die Regulierer darüber informiert habe, dass meine Kollegen bei der Bank den Wert ihres riesigen Portfolios an Kreditderivaten übertrieben hatten.

Meine Aufgabe bestand im Risikomanagement, und ich bin einer von drei Enthüllern, die 2010-11 intern und Regulierer weltweit über die falschen Bewertungen informiert haben.

Der SEC Anwalt, der die Ermittlungen leitete sagte der New York Times: "Es ist die einzige Ermitllung, bei der wir annehmen, dass eine große Finanzinstitution falsche Wertangaben für einen bedeutenden Teil seines Portfolios an komplexen Sicherheiten machte."

Die DB aber hat nichts falsch gemacht. Die DB war das Opfer. Um genau zu sein, die Aktionäre der Bank und seine niedrigen und mittleren Angestellten waren es, die deswegen nun ihren Arbeitsplatz verlieren, das sind die echten Opfer.

Währenddessen gingen die Spitzenleute mit ihren Multimillionen Boni in Rente, die sie nur bekamen, weil sie die Bilanzen der Bank fälschten. Daher ist es ganz besonders enttäuschend, dass 2015 nach einer langen Ermittlung, bei denen eine Vielzahl an Enthüllern mithalf, die SEC den Aktionären der DB eine Strafe aufbrummte, aber nicht den Führungspersonen, die verantwortlich waren.

Man muss dieses Ergebnis mit einer Strafe der SEC vergleichen, die zur selben Zeit gegen gegen die weniger gut vernetzte und kleinere Firma Trinity Capital und ihrer Tochtergesellschaft Los Alamos National Bank ausgesprochen wurde. Die Vergehen bei Trinity scheinen vergleichbar mit denen bei der DB, wenn auch um einiges kleiner. Fünf Verantwortliche bei Trinity wurden angeklagt, der Hauptverantwortliche einigte sich außergerichtlich und zahlte eine Strafe, während die Vorwürfe gegen zwei andere Verantwortliche weiter bestehen.

"Wir werden die Spitzenmanager dafür verantwortlich machen, wenn sie die Zahlen des Unternehmens falsch angeben und ihre Aktionäre täuschen," erklärte Andrew Cereney, der SEC Ermittlungsdirektor.

Warum ging die SEC dann nicht gegen die DB Verantwortlichen vor? Der offensichtlichste Grund ist, dass die Anwälte der DB durch die SEC "Drehtür" rein- und rausgingen und zwar vor, während und nach den illegalen Aktivitäten der Bank. Robert Rice, der leitende Anwalt in der internen Ermittlung bei der DB von 2011 wurde 2013 der Chefjustiziar der SEC. Robert Khuzami, der Spitzenanwalt der DB für Nordamerika wurde nach der Finanzkrise zum Leiter der SEC Ermittlungsabteilung. Ihr Chef Richard Walker, der langjärhige Generaljustiziar der Bank (er ging dieses Jahr) war früher der Leiter der Ermittlungen bei der SEC.

Es geht also um weit mehr, als die typische Drehtürgeschichte. In diesem Fall hielten SEC Anwälte Spitzenpositionen bei der Bank, sie gingen bei der Regulierungsbehörde in Form von Leitungsfunktionen rein und raus, und das selbst, als die Ermittlungen zum Fehlverhalten der Bank bereits am laufen waren.

Das ganze geschah unter den Augen von Mary Jo White, der momentanen Chefin der SEC, die seit 20 Jahren gute Beziehungen zu Herr Khuzami und Herr Rice pflegt. Sie trägt die letztinstanzliche Verantwortung für die Strafe gegen die DB. 2010 wechselte ich von Goldman Sachs zur DB und wurde Vizepräsident der Abteilung für Marktrisiken. Ich bin ein Mathematiker und arbeitete mit Risikomodellen bei anderen Banken. Als ich zur DB ging war mir nichts bekannt über eine interne "Ermittlung", die bereits lief und bei der es um die übertriebene Bewertung des 120 Millarden Dollar Portfolios an exotischen Kreditderivaten ging.

Innerhalb von Monaten aber wurde mir klar, dass da etwas falsch läuft und ich rief die interne Hotline an. Da lernte ich Herrn Rice das erste Mal kennen. Er war der damalige Spitzenanwalt der DB und verantwortlich für Beschwerden und Regulierungsangelegenheiten, und er versicherte mir, dass unsere Unterhaltungen der Schweigepflicht unterliegen und nicht öffentlicht werden dürfen. Ich war damit nicht einverstanden und wurde entlassen. Meine Wall Street Karriere war ruiniert.

Als ich das erste Mal bei der SEC Ermittlung half, war die Enthüllerbelohnung ein starker Anreiz. Meine Anwälte und meine Exfrau wollten beide ein Stück davon abhaben, und ich darf die Belohnung auch nicht ablehnen.

Auch wenn ich das Geld heute mehr brauche denn je, so werde ich nicht genau jene Leute verraten, für deren Schutz ich eingestellt wurde. Ich wollte nie eine Stelle im Risikomanagement in einen Kreuzzug verwandeln, aber nachdem mich die Verantwortlichen der DB so sehr haben leiden lassen werde ich mich ihnen nicht anschliessen, nur weil ich sie nicht schlagen kann.

Ich erwarte, dass mein Anteil an der Belohnung der DB und ihren Aktionären gegeben wird, und dass das Belohnungsgeld von den Boni abgezogen wird, die den Spitzenmanagern der DB gezahlt werden, vor allem den ehemaligen SEC Anwälten.

Dann würde ich gerne jene Belohnung entgegen nehmen, die mir zusteht.


Im Original: Why A Deutsche Bank Whistleblower Turned Down A $8.25 Million Reward: In His Own Words

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