Sie machen immer den Fehler zu denken, dass der Feind in den eigenen Reihen lauert. Nick Cohen, 30. Juli 2016
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sah niemand einen Grund bei Studien zum Kommunismus der "dritten Phase" nachzusehen, um die britische und amerikanische Politik zu verstehen. Heute, 2016, aber würde ich sagen, dass sie essenziell wurden.
Zugegeben, die Geniesser der Verbrechen der kommunistischen Bewegung hielten das Jahr 1928 immer für ein besonders tolles Die Sowjet Union entschied, dass die erste Phase nach der glorreichen russischen Revolution von 1917 von einer zweiten Phase abgelöst wurde, als der Westen zurückschlug. Aber nun Kameraden, ja, nun im historischen Jahr 1928 entschied Stalin, dass sie eine "dritte Phase" betraten, als der Kapitalismus in seine finale Krise geriet. Mit dem Crash der Wall Street nur wenige Monate weg war das gar nicht so abwegig, wie es scheint.
Die Strategie der Beschleunigung dieser Krise war allerdings suizidal. Es waren keine Kompromisse mehr möglich mit jedem, der auf dem Weg des Pfades der Geschichte stand. Reformisten waren Opportunisten und Verräter. Sozialdemokraten waren Sozialfaschisten; genauso schlimm wie die Nazibanden, die bereits die Strassen Berlins unsicher machten. Oder vielleicht noch schlimmer. Wenigstens waren die Faschisten ehrlich bei dem was sie machten. Die Parlamentaristen und die für Kompromisse offenen waren Kriecher, die "von der Bourgeoisie korrumpiert wurden" um die Massen zu täuschen, wie niemand weniger als Lenin höchstselbst meinte.
Als Stalins Feind Leon Trotski, der kaum ein Moderater war warnte, dass die Anweisung Linke gegen andere Linke kämpfen zu lassen ein sicherer Weg sei, dem Faschismus zu ermöglichen "über die Schädel und Genicke zu rollen wie ein furchterregender Panzer", weswegen er von Ernst Thälmann, dem Führer der Deutschen Kommunistischen Partei wegen "krimineller konterrevolutionärer Propaganda" angeschwärzt wurde.
Die Sowjet Union gab zu, dass der Kommunismus der "dritten Phase" 1934 scheiterte, und zwar aus Gründen, die nur jemand erahnen konnte, der 1933 in Deutschland an die Macht kam.
So war es also. Es war sicherlich eine Warnung vor den Gefahren sektiererischen Irrsinns, aber es ist bereits so lange her, dass es nur von historischem Interesse ist.
Nicht ganz. Und auch noch nicht so lange. Man muss nur "Sozialfaschisten" und "kriminell und konterrevolutionär" ersetzen durch "Blairisten" und "neoliberal" und ein Großteil der angelsächsischen Linken von 2016 findet sich wieder im Jahr 1928. Die roten Tories und die elitären Liberalen sind so schlimm oder schlimmer als die echten Tories oder Republikaner, meinen sie. Sie wurden korrumpiert von der City in London oder der Wall Street. In der heutigen Zeit mit ökonomischen und politischen Krisen sind sie die wahren Verbrecher, die dem Sieg des Volkes im Weg stehen.
Ich verstehe wie sie dort hinkamen, immerhin war ich auch mal so. Ich könnte ein Buch füllen mit den Fehlern in Hillary Clinton und habe sogar mehrere Bücher darüber geschrieben, was an Tony Blair falsch ist. Was ich schrieb war zutreffend hoffe ich. Aber ich kann nicht verleugnen, dass es die schlimmsten unter meinen Lesern mit einem unberechtigten Überlegenheitsgefühl zurückliess. Sie konnten behaupten, dass sie durch die Täuschungen durchsehen konnten. Anders als die manipulierten Schafe welche die Elite in die Wahlkabinen trieb waren sie fortschrittlich genug zu wissen, dass es keine Unterschiede mehr gab zwischen den großen Parteien.
Wir müssen akzeptieren, dass wenn wir die Wahlentscheidung ändern wollen, dann muss man zunächst seine eigene Seite ändern. Wir müssen akzeptieren, dass die Unterschiede bei den großen Parteien in den meisten Punkten klein sind. In normalen Zeiten hoffen Rechte wie Linke auf Veränderungen, können aber mit ihren Opponenten an der Macht für ein bis zwei Wahlperioden leben, während sie ihre eigene Partei verändern können. Man lebt damit, bis ihnen die Zeit wegläuft und ihren Vorteil sich in Luft auflöst. Wie die Kommunisten von 1928, die freundlich formuliert wie die Deppen der Geschichte aussahen und weniger freundlich formuliert sich aufgeführt haben wie Komplizen des angeblichen Feindes.
Ich schreibe angeblich, weil es beim Parteitag der amerikanischen Demokraten diese Woche nicht klar war, ob Donald Trump der Feind der Linken ist. Bernie Sanders sagte seinen Unterstützern, dass sie Hillary Clinton wählen sollen wegen des unwiderstehlichen Arguments, dass der Name Sanders nicht auf dem Stimmzettel stehen wird. Sanders hatte allen Grund sich bei seiner Parteielite zu beschweren für die Art und Weise wie sie ihn abserviert haben, aber die Wahrheit ist auch: Sollten seine Anhänger nicht für Clinton stimmen, dann käme Donald Trump ins Weiße Haus. "Ein Rüpel, ein Demagoge, eine Gefahr für die Zukunft unseres Landes" muss besiegt werden. "Das ist die echte Welt, in der wir leben."
Dummerweise ist Sanders echte Welt nicht jene Welt, in der seine Anhänger leben. Sie glaubten ihm, als er sagte Clinton sei eine Marionette der Wall Street und sie würden nicht aufhören ihm zu glauben, nur weil die Gefahr besteht, dass ein geistig instabiler und instinktiv autoritärer Präsident Trump Realität werden könnte, weswegen Sanders ausnüchtern musste. Clintons Name erzeugte Buhrufe. Trumps Name brachte ein Schulterzucken. Für sie gibt es keine Unterschied zwischen den beiden und es macht keinen Unterschied mehr wer gewinnt.
Die Parallelen zu Großbritannien sind so offensichtlich, dass es denke, es wäre eine Beleidigung des Leserverstandes diese zu erörtern. Nur für den Fall, dass ihre Augen sich vom fanatischen Wahn abgewandt haben, in dem sich die Labour Partei gerade selbst zerreisst, weise ich auf den Beginn von Jeremy Corbyns Kampagne für den Labourvorsitz in Salford hin. Corbyn ist der Pontius Pilatus der Labour Bewegung. Seine Unterstützer betätigen sich in sexistischen, homophoben und rassistischen Attacken auf Labour Abgeordnete. Er wäscht dann seine Hände vor der Menge und sagt, er sei unschuldig.
Seine Zuträger sind nicht so zurückhaltend. Richard Burgon, ein dicklicher zum Labour Abgeordneter gewordener Anwalt und Gerichtshof des Proletariats lieferte den Auftakt, den sich unter tinyurl.com/burgon findet. Mit der stumpfen Sprache, die jeder Kommunist des letzten Jahrhunderts erkannt hätte listete er jene Kräfte auf, die "den positiven Fortschritt der Geschichte aufhalten". Es seien der Guardian [der britische Spiegel, d.R.] und die Labour Abgeordneten, die Corbyns Unterstützer "verraten" und sie deswegen von der Partei wegtreiben würden. Burgon schien offenbar nicht aufgefallen zu sein, dass Großbritannien seit 2010 eine Mitte-Rechts Regierung hat. Es ist ihm noch nicht in den Sinn gekommen, dass das Auseinanderfallen der Labour Partei der politischen Rechten Gelegenheiten eröffnet, die bis weit in die 2020er hineinreichen.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie Corbyn Bernie Sanders imitiert und die Integrität aufbringt, mit seinen kultischen Fans zu reden. Sollten die Gerichte zum Schluss kommen, dass er nicht länger Parteichef sein kann, dann wird er seinen Anhängern nicht sagen, sie sollen sich um seinen Nachfolger versammeln. Sollte Labour unter seiner Führung zu einer Rumpfpartei schrumpfen, dann wird er wohl nicht die Notwendigkeit für Veränderungen anerkennen.
Spät begriff Sanders, dass das Verhindern eines Präsidenten Trump als mächtigster Mann der Welt doch noch wichtig ist. Seine Unterstützer beim Parteitag widersprachen ihm. Wie Corbyn und seine Aktivisten in Großbritannien und die von Stalin 1928 glauben sie wirklich, dass der Feind sich in den eigenen Reihen befindet.
Manchmal kommt man davon, wenn man das denkt. Manchmal nicht. Ernst Thälmann hielt sich so lange an Stalins Kategorisierung von Sozialdemokraten als "Sozialfaschisten" bis in Deutschland echte Faschisten an die Macht kamen. Sie lehrten ihn den Unterschied, indem sie ihn 11 Jahre lang in Einzelhaft hielten, um ihn dann 1944 an die Wand zu stellen.
Im Original: The left's history of foolishness
Die "Linken" wie die "Rechten" sind eine Erfindung der Talmud-Juden. Alles "verarsche" fürs Dumm-Volk!
AntwortenLöschenLest z.B. Henry Makow -Illuminati- dann wisst ihr bescheid