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Dienstag, 26. Juli 2016

Breitbart: Die Gewalt gegen Ägyptens Christen erreicht eine alarmierende Rate



Die Gewalt gegen Ägyptens koptische Minderheit, eine der größten und ältesten christlichen Gruppen im Mittleren Osten erreicht seit einigen Wochen eine alarmierende Rate und das mit nur wenigen offizellen Gegenreaktionen. 24. Juli 2016


Seit Ende Mai wurden Christen in Ägypten Opfer von mindestens einem Dutzend sektiererischer Anschläge, und Aktivisten und Politiker sagen, die Regierung habe nur wenig getan, um dies zu beenden, auch wenn Ägyptens Präsident Abdel-Fattah el-Sisis anfängliche Annäherung an die koptische Gemeinde anklingen haben lassen, dass sie ihn unterstützen würden.

"Es ist in nur kurzer Zeit eskaliert," sagte Mina Thabet, Programmdirektorin für Minderheiten und verwundbare Gruppen in der Ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheit.

Unter den Angriffen war einer Ene Mai, bei dem eine ältere Koptin in Minya, ausgezogen, geschlagen und naked vorgeführt wurde, weil ein Gerücht herumging, dass ihr Sohn eine Beziehung mit einer muslimischen Frau habe. Sieben Häuser in der Stadt wurden abgefackelt.

Das Opfer sagte, die Polizeireaktion sei spät und ungenügend gewesen.

Die sektiererischen Spannungen haben sich am 30. Juni noch weiter verschärft, es war auf den Tag drei Jahre nach dem Beginn der Proteste, die zum Sturz von Ägyptens erstem demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi geführt haben, als ein koptischer Priester in Al Arish im Nordsinai bei einem Anschlag einer IS Gruppe erschossen wurde. Die Gruppe warf dem Priester vor "einen Krieg gegen den Islam zu führen".

So grausam der Anschlag war, so hat die Mehrheit der Zwischenfälle nicht im Kerngebiet des IS im Nordsinai stattgefunden, sondern im Bezirk Minya, das sich entlang des Nils schlängelt und etwa 250km südlich von Kairo liegt.


Die Hauptstadt der Christen

Minya hat die höchste Dichte an Christen in Ägypten mit etwa 50 Prozent der Bevölkerung. Es gibt keine zuverlässigen Statistiken über die christliche Gemeinde in Ägypten, aber es wird allgemein angenommen, dass sie etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Nur Stunden bevor der Priester in Al Arish erschossen wurde hat ein Mob das gerade im Bau befindliche Haus eines Kopten in Minya abgefackelt, weil sie dachten, er würde eine Kirche bauen - auch wenn er in Anwesenheit von Polizei, Bürgermeister und örtlichem Scheich ein Dokument unterzeichnete, dass das Gebäude ein Wohnhaus würde und nichts anderes. Die vier anliegenden Häuser, die seinem Bruder gehören brannten ebenso ab.


Der Bau von Kirchen steht im Brennpunkt der sektiererischen Spannungen in Ägypten. Pro Kopf gibt es bei weitem weniger Kirchen für die christliche Gemeinde, als es Moscheen für die muslimische Gemeinde gibt und der Bau neuer Kirchen ist gesetzlich streng reglementiert und erfordert Sondergenehmigungen. Christen haben es seit Jahrzehnten schwer die notwendigen Erlaubnisse einzuholen und bekommen massive Gegenwehr von muslimischen Nachbarn.

Auch wenn sich die momentane Gewalt auf die Gegend um Minya konzentriert haben auch andere christliche Hochburgen im Land gelitten. Beispielsweise gab es am 2. Juli einen Anschlag im Gouvernat Sohag, das etwa 500km südlich von Kairo liegt und ebenso einen hohen Anteil an Christen beherbergt, als die jugendliche Tochter eines Priesters von hinten an den Haaren gepackt wurde und ihr in den Hals gestochen wurde in einem Versuch ihr die Kehle durchzuschneiden. Sie wurde von einem Passanten gerettet und überlebte den Angriff.


Und am 9. Juli wurde in Tanta, einer Stadt 90km nördlich von Kairo, die ebenfalls eine bedeutende koptische Bevölkerung hat, ein Apotheker niedergestochen und enthauptet. Sein Körper wurde im gegenüberliegenden Haus von seinem eigenen gefunden. Laut ägyptischen Medienberichten wurde er dorthin gelockt mit der Bitte einer Medikamentenlieferung. Der Bericht sagte auch, das Haus gehöre Salafisten, also Mitgliedern einer ultrakonservativen Islamsekte.

Noch in der selben Woche flackerten die Zusammenstösse wieder in Minya auf, als am 15. Juli die Häuser von fünf Kopten ausgeraubt und gebrandschatzt wurden, nachdem ein Gerücht herumging, dass ein Gebäude, das als Kindergarten verwendet wurde in eine Kirche umgewandelt werden sollte. Sicherheitskräfte wurden informiert, als die Angreifer mit ihrer Tat begannen, sie kamen aber erst eine Stunde später am Tatort an. Das gerufene Feuerwehrauto hatte kein Wasser dabei.

Zwei Tage später, am 17. Juli, wurde der Cousin eines Priesters in Minya mit einem Messer tödlich ins Herz getroffen und drei weitere wurden verletzt, nachdem außerhalb des Priesterhauses ein Streit ausbrach.

In ganz Ägypten gibt es Zusammenstösse, Minya aber ist der Ort mit den größten Sorgen, sowohl historisch, wie auch aktuell. Es war der erste Ort, an dem die Gewalt nach Sisis Ansprache am 3. Juli 2013 eruptierte, als er den Sturz von Präsident Mursi ankündigte, einer Marionette der Moslembruderschaft, und dessen Anhänger Christen mindestens eine Teilschuld am Sturz gaben. In Minya gibt es auch mit die meisten, wenn nicht gar die meisten Entführungen gegen Lösegeld von Christen, was immer mal wieder im ganzen Land vorkommt.

Zur kürzlichen Eskalation der Gewalt in Minya tragen merere Faktoren bei, wie Thabet sagte. Radikale Islamisten hatten schon immer eine starke und tief verwurzelte Präsenz im Gouvernat und sie kontrollieren die Schulen und damit auch die Verbreitung der Ideologie. Dazu kommt die Analphabetenrate von 40 Prozent, und auch die Tatsache, dass etwa 30 Prozent der ärmsten Dörfer am Oberen Nil, dem ländlichen Süden, hier liegen.

"Das sind die Faktoren," sagte Thabet. "Man kann die wirtschaftlichen und sozialen Faktoren nicht aus der Gleichung herausnehmen. Es ist eine komplexe Gleichung."


Ein Schlag auf das Handgelenk

Aber das vielleicht größte Problem ist laut Aktivisten der Mangel an Strafverfolgung. In einem kürzlichen Fall wurde den Tätern nicht mehr gegeben als einen Schlag auf das Handgelenk, meint Sherif Azer, ein ägyptischer Bürgerrechtsaktivist und graduierter Forscher an der Universität von York in Großbritannien.

Die Tradition der örtlichen Behörden ist, dass sie anstelle von Anzeigen zu erstatten, die Christen lieber in Sitzungen zur "Versöhnung" drängen, in denen sich die gegenüberstehenden Partein außerhalb des Justizsystems einigen. Die Kopten werden dazu gezwungen, ihre gesetzlichen Rechte abzugeben und manchmal sogar gezwungen, den Ort zu verlassen.

Die ägytptische Initiative für persönliche Rechte (EIPR) gab Anfang der Woche eine Stellungnahme heraus, in der sie den Versöhnungsprozess brandmarkten als "ein Instrument, das nur den gegenseitigen Spannungen dient und ein Klima erschafft, in dem jeder Streit zwischen Bürgern zu sektiererischer Gewalt führen und kollektiven Strafen führen kann".

Anstatt dessen sagen Aktivisten und Politiker, dass sie gerne ein Gesetz hätten für Fälle sektiererischer Gewalt. Der Abgeordnete Haitham El-Hariri wurde in der Zeitung The Daily News Egypt zitiert, wo stand, dass die Versöhnungssitzungen verfassungswidrig und illegal seien. "Es sollte ein Gesetz geben gegen alle, die dagegen verstossen, und zwar ohne unschuldige Menschen zu verhaften, sondern nur um einen fairen Fall zu erzeugen," zitierte der Artikel einen seiner Facebookeinträge.

Der kotische Bischof von Minya Bischoff Makarios stimmt zu. Er rief die Opfer der Anschläge dazu auf, den Versöhnungen nicht zuzustimmen, da dies oft dazu führt, dass die Täter straffrei davon kommen. Er bestand darauf, dass die Bestrafung für die Zwischenfälle dem Justizsystem zukommen sollte.

Das aber passiert nur selten.

Beim Zwischenfall auf die ältere Frau in Minya wurde sie in eine Versöhnung gezwungen. Laut einiger Nachrichtenberichte wurden die acht Angeklagten am Ende zu jeweils 10.000 ägyptischen Pfund verurteilt (etwas mehr als 1.000 Euro) und entlassen.

Im Fall vom 30. Juni als in Minya Häuser abgefackelt wurden gab es mehrere Verhaftungen, aber es wurden bislang keine Anzeigen berichtet. Der junge Mann, der versuchte der Jugendlichen den Hals aufzuschlitzen wurde in eine Psychiatrie eingewiesen. Zwei Männer voller Blut wurden auf einer Überwachungskamera aufgenommen, als sie das Haus verliessen, in dem der Apotheker enthauptet wurde, aber laut den meisten Medienberichten gab es keine Verhaftungen.

Beim Zwischenfall vom 15. Juli wurden etwa 15 Personen verhaftet, darunter Christen und Muslime. Laut Medienberichten wurden die Moslems rechtzeitig zum Ramadanessen entlassen; die Christen wurden länger einbehalten und mit geringen Vorwürfen belastet. Fünf Verdächtige wurden in Verbindung mit dem Niederstechen beim Priesterhaus verhaftet; es ist unklar ob bereits Anklage erhoben wurde.

Selbst wenn die Christen die Versöhnung ablehnen schaffen es nur wenige Verbrechen an Kopten vor Gericht und diese werden oft abgelehnt, weil behauptet wird, es gäbe zu wenige Beweise, wie Ishak Ibrahim meint, ein Forscher für religiöse Freiheiten am EIPR.

"Das sendet die Botschaft, dass es keine Gleichheit gibt und egal, was man macht und wie sehr man das Gesetz bricht, man wird nicht bestraft," sagte er der ägyptischen Zeitung Mada Masr.

Die Frustration wurde offensichtlich, als Bischof Makarios eine Twitternachricht an Präsident Sisi schickte, in der er ihn "erinnerte", dass die Kopten Ägyptische Bürger seien und die Diozöse Minya "in die Jurisdiktion des Landes fällt".

Sisi antwortete darauf in einer Rede am 21. Juli bei einer Abschlusszeremonie des Militärs, als er sagte: "Wir werden keine Unterscheidung akzeptieren zwishen ägyptischen Muslimen und ägyptischen Kopten."

Als ersten Schritt, die Spannungen zu reduzieren sollte er die Resktriktionen für den Kirchbar lockern, meinen Aktivisten. Aber ohne die Durchsetzung des Rechts wird sich nur wenig ändern.

"Was in Minya passierte ist nichts anderes als das, was natürlicherweise dabei rauskommt, nachdem man das Recht nicht durchgesetzt hat bei den vorigen Übergriffen gegen Kopten, sondern sie zu Versöhnungstreffen gezwungen hat, und zu illegalen Lösungen, mit denen sie erniedrigt wurden," sagte Ibrahim.


Im Original: Violence Against Egypt’s Christians Escalates At Alarming Rate

1 Kommentar:

  1. Na dann wird wohl bald eine Flüchtlingswelle koptischer Christen in Europa eintreffen.
    In der Aufnahme dieser Menschen sehe ich aber kein Problem, denn das sind ja dann wohl echte "Refugees".

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