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Donnerstag, 14. April 2016

The Spectator: Ach, wir sollten aus der EU raus und Deutschland beitreten

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Sie sind das einzig wertvolle an dem ganzen Ding. Von Nigel Farndale, 16 April 2016


Eines der Argumente, das man gelegentlich von jenen Hört, die an der Brenze (der Brexit Grenze) stehen, ist das bedauern darüber, dass die EU nicht das blieb, was sie einst war als Großbritannien 1973 beigetreten ist. Damals, so die Brenz-Steher, war es ein Handelsblock mit nur neun Mitgliedern, was sehr viel Sinn ergab, Griecheland war kein Teil davon, auch Spanien und Portugal nicht, und auch nicht Litauen, Lettland und all die anderen Länder mit Sonderzeichen im Namen.

Könnten wir aber - Phantasiepolitik spielend - zurück zu einem besseren Vertrag gehen - würden wir dann mit dem heutigen Wissen Frankreich und Italien miteinbeziehen, zwei der ursprünglichen neun? Ihre Volkswirtschaten machen mittlerweile einen ziemlich abgehalfterten Eindruck.

Ist es in Wahrheit nicht so, dass es in Europa genau ein Land gibt mit dem wir BFF (beste Freunde für immmer) sein wollen? Sie wissen schon, welches ich meine. Das große D. Nicht nur sind wir momentan sehr vergleichbar mit unseren deutschen Freunden, sondern haben mit ihnen mehr gemein als mit unseren Nachbarn den Franzosen, oder selbst unseren Cousins, den Amerikanern (die mit der Abrissbirne Trump zunehmend fremd wirken).

Wir haben die gleiche protestantische Arbeitsmoral wie die Deutschen. Wir geniessen die gleichen Dinge, etwa Blasmusik, und das Herumfahren in deutschen Autos. Wir beiden erachten Wurst als kulinarische Hochkultur. Wir bevorzugen Bier gegenüber Wein. Und man rate einmal, welches Land den schlechtesten Ruf von den Deutschen übernahm, wenn es darum geht, seinen Liegeplatz am Pool mit einem Handtuch zu verteidigen? Richtig, wir waren es, laut einer Umfrage von Travel Supermarket. Nachahmung? Schmeichelei?

Wir beide lieben Regeln, Prozeduren, und ironischen, selbst-verleugnenden Humor personifiziert durch Henning Wehn, dem Liebling der Radio 4 Comedy Sendung, der eine Stoppuhr trägt, um seine Witze zeitlich zu planen. (Ein typischer deutscher Witz geht in etwa so: "Wie viele Deutsche braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln? Einen.")

Selbst die traditionellen Volkstänze sehen ähnlich aus, der Morris und der Schuhplattler. Und unser Musikgeschmack ist kompatibel - sie gaben uns die Beatles, bzw. sie gaben sie uns zurück, nachdem sie sie in Hamburg aufpoliert hatten, und einer der populärsten Bands in Deutschland ist Depeche Mode, die sich französisch anhören, aber britisch sind.

Nicht nur importieren wir mehr aus Deutschland, als jedem anderen Land, sie haben uns auch unsere Stadtplanung gegeben, unsere christlichen Rituale und sogar unser Wohlfahrssystem (eine Bismarcksche Erfindung). Im Gegenzug bekamen sie von uns einige Wörter wie Schadenfreude, Angst und Zeitgeist. Und zu meinem Erstaunen sah ich bei meinem letzten Berlinbesuch - ich kann von dem Ort nicht genug bekommen - ein Cricket Spiel im Olympiastadion zwischen zwei Deutschen Mannschaften in weiß.

Vor allem aber sind wir Angel-Sachsen. Die germanischen Stämme kamen hier noch vor den Normannen an. Und Genuntersuchungen der UCL an Zähnen und an Knochen von angel-sächsischen Friedhöfen ergab, dass wir zur Hälfte deutsche Vorfahren haben. Zur Hälfte. Kein Wunder, dass 400.000 Deutsche bei uns leben. Sie fühlen sich zu Hause.

Selbst unsere königliche Familie kommt traditionell aus Deutschland, bis hin zu George I., der nichteinmal Englisch sprach. Und mit der Ausnahme von George VI. hatte bislang jeder König eine deutsche Seite. Und wer jetzt denkt denkt: Aber der Duke of Edinburgh (Königin Elisabeths Ehemann, d.R.) nicht "Phil der Grieche" genannt? Nun, das stimmt, aber Phil von Schleswig-Holstein–Sonderburg-Glücksburg wäre auch etwas zu lang für einen Spitznamen. Und man darf nicht vergessen, dass die königliche Familie ihren Nachnamen von Sachsen-Coburg-Gotha bis 1917 behielt, und erst dann zu Windsor geändert wurde.

Abgesehen von all diesen Verbindungen liegt der Grund, weshalb wir den Rest Europas links liegen lassen sollten und nur mit Deutschland eine Allianz eingehen sollten darin, dass das Land eine wirtschftliche Großmacht ist, die viertgrößte der Welt. Und da wir die fünfte sind würde uns eine Union mit ihnen zur vollwertigen Supermacht machen.

Natürlich müsste man noch an den Feinheiten arbeiten. Deutschland würde beispielsweise vermutlich einen guten Anwalt brauchen, um aus der Eurozone rauszukommen. Aber es ist klar was gemeint ist. Und wussten sie, dass Großbritannien und Deutschland bereits eine Botschaft teilen? Sie steht in Reykjavik und die Gedenktafel am Gebäude stammt von 1996 und besagt, dass es "das erste gemeinsam betriebene deutsch-britische Botschaftsgebäude in Europa" sei.

Selbst die Schotten könnten bei dieser Idee dabei sein, immerhin ist Angus Robertson, ihr SNP Anführer in Westminster zur Hälfte Deutsch und spricht die Sprache fliessend. Er könnte zwischen den Welten vermitteln.

Die Frage ist, wie sollte diese neue Union genannt werden? "Anglo-Deutsch" fällt leider aus, da es bereits eine solche in den 1930er Jahren gab. Sie bestand hauptsächlich aus britischen und deutschen Adeligen und entstand zu einer Zeit als Hitler - der Shakespeare so sehr liebte, dass er behauptete, der Barde sei "germanisch" - total Vernarrt war in das Empire, wie auch in Unity Mitford.

Und habe ich sogar den Krieg erwähnt, auch wenn ichs vermeiden wollte. Aber da ich das nun habe werde ich schliessen mit zwei schmerzlichen Geschichten über den gegenseitigen Respekt zwischen zwei Gegenern. 1940 warf der Spitfirepilot Michael Lister Robinson eine Schachtel Zigaretten einem deutschen Messeschmittpitoten zu, der zuvor zur Landung gezwungen war und bekam ein dankbares Winken zurück. Ein anderer ME 109 Pilot, Hauptmann Hahn, bemerkte während eines Luftkampfes mit einer Spitfire, dass dem Gegner im selben Augenblick die Munition ausging wie ihm selbst. Der RAF Pilot streckte philosophisch seine Hände in die Luft, Hahn tat das selbe und beide flugen lachend davon.


Im Original: Let’s leave the EU and join Germany

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