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Mittwoch, 7. September 2016

Zero Hedge: Nun horten auch die Schweizer Bargeld



Von Tyler Durden, 7. September 2016

Der schleichende Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in die Zentralbanken ist offensichtlich für jene, die einfach nur ihre Augen offen hielten: Es begann in Japan, wo Baumärkte im Februar berichteten, dass ihre Kunden Bargeld horteten und deswegen die Verkäufe für Tresore nach oben gingen, da diese "ein Ort sind, wo der Zinssatz auf Bargeld immer Null ist, und zwar unabhängig davon, was die Zentralbank macht." Dann, wie wir vor etwas mehr als einer Woche berichteten, hat die Burg-Wächter KG, Deutschlands größter Tresorhersteller einen 25% Sprung ihrer Verkäufe an Haustresoren bekanntgegeben und dies als die Folge "einer bedeutend höheren Nachfrage nach Tresoren von hauptsächlich deutschen Privatpersonen" begründet.

Zwei Rivalen, die Format Tresorbau und Hartmann Tresore berichteten ebenso von zweistelligen Zuwachsraten bei ihren Geschäften in Deutschland. "Tresorhersteller arbeiten an ihrer Kapazitätsgrenze," sagte Thies Hartmann, der Leiter der Hamburger Strahltresor GmbH, einem familieneigenen Tresorhändler aus Hamburg, der auch meint, dass ihr Geschäft seit 2014 um 25% gewachsen ist. Er sagte, die Liferzeit von den Tresorherstellern wurde länger, obwohl diese teilweise im Dreischichtbetrieb arbeiten.

Und nun ganz zum Schluss erreicht die Ablehnung von Banken und das gestückelte Reservemodell auch jenes Land, das nach Ansicht vieler das moderne Bankengeschäft überhaupt erst erfand: Die Schweiz.

Im Unterschied zu Japan und Deutschland gehen die Schweizer aber viel subtiler um mit ihrer Bargeldhorterei, sie lassen es ihre Nachbarn nicht wissen, indem sie öffentlich einen Tresor kaufen; Bloomberg berichtet, dass es in letzter Zeit vielmehr immer mehr Unternehmen gibt, die eine Versicherung auf den Verlust von Bargeld aufgrund von Diebstahl oder Zerstörung abschliessen.

"Wegen der niedrigen Zinsen bemerken wir eine zunehmende Nachfrage nach Versicherungslösungen für das Lagern von Bargeld," sagte Philipp Surholt von der Zürich Versicherung, eine von mehreren, die einen Anstieg solcher Anfragen erlebt. "Wir bekommen Anfragen für die Versicherung von Summen von 100 bis 500 Millionen Franken."

Im Unterschied zu vielen anderen Ländern haben die zahlreichen schweizerischen Kommunalbanken bereits die negativen Zinsen an ihre wohlhabendsten Kunden weitergereicht. Die SNB führte bereits Anfang 2015 negative Zinsen ein und verlangt Gebühren von Banken mit hohen Barrücklagen. Viele Banken, wie etwa die UBS Group und die Credit Suisse haben mittlerweile eine Belastung eingeführt, allerdings sagen sie nicht, viel viel sie genau von ihren schwerreichen Bargeldkunden, meist Wertpapiermanager und Großkonzerne, verlangen.

Gleichzeitig entstand eine interessante Arbitrage zwischen Negativzinsen und Versicherungskosten: Die Helvetia Holding sagte, sie verlange etwa 1.000 Franken pro Jahr für die Versicherung von 1 Million Franken, was einem Bruchteil der 7.500 Franken entspricht, welche ein Unternehmen zahlen müsste, um die selbe Summe ein Jahr lang bei einer Bank einzulagern, vorausgesetzt der Verleiher verlangt die volle Negativrate. Auch wenn in diesem Preis noch nicht die Logistik und die Sicherheitsvorkehrungen beinhaltet sind, wie etwa verstärkte Wände, Wächter und Alarmsysteme, so ist das für die wohlhabendsten Klienten vermutlich kein Thema, da sie bereits über die notwendigen Einrichtungen verfügen, wie auch Möglichkeiten, das Bargeld bei Bedarf zu transportieren.

Unabhängig von den Nebenkosten hat dieses Vorgehen in letzter Zeit massiv zugenommen.

Unternehmen müssen schon eine Menge an Bankgebühren einsparen, wenn das Bargeld horten ökonomisch sein soll, da neben der Versicherung auch das Vorhalten des Geldes Geld kostet sagte Roberto Brunazzi, der Sprecher der Baloise Holding. Er sagte auch, sein Unternehmen bietet schon lange solche Versicherungen an, "aber es gab einen deutlichen Anstieg und inzwischen ist es fast schon normal."

Die beste Nachricht für die Einwohner der Schweiz aber ist, dass im Unterschied zum Rest Europas, wo die EZB vor kurzem die 500 Euro Note abschaffte, es in der Schweiz recht einfach ist große Summen mit relativ kleinem Volumen zu horten, da es noch den 1.000 Franken Schein gibt, die höchstdotierte Banknote Europas. Bloomberg weist darauf hin, dass 1 Million Franken in Form von 1.000 Franken Scheinen in eine Schuhschachtel passen.

Hinzu kommt, dass der Schein bald schon höher notieren könnte als sein nomineller Wert, wenn die Nachfrage nach dem "Papier" weiter steigt, also vorausgesetzt, die Schweiz verbietet den 1.000er Schein nicht. Der Grund liegt darin, dass immer mehr Banken vor dem Moment warnen, wenn sie normale Kunden - also nicht nur Grosskunden - mit Sargebühren belegen müssen. Im Juni haben die UBS und Credit Suisse die minimale Einlage bei der SNB 26 Mal überschritten und lagern nun 25,6 Millarden Franken mehr ein als sie müssten. Die schweizerischen Kantonalbanken haben die Mindestmarke bei der SNB 24 Mal überschritten und liegen 12,5 Milliarden Franken über der Mindesteinlage, wie die Daten der SNB ergeben, wobei die Zahlen allerdings nicht auf die einzelnen Banken angegeben werden.

"Negative Zinsen sind das alles berherrschende Thema," sagte Markus Gygax, der Chef der schweizerischen Privatkundenbank Valiant Holding. "So lange die Zinsen auf Kredite weiter fallen bleibt es für uns ein großes Problem."

Momentan gibt es keinen Grund zur Panik: "Noch sind die Kunde von den negativen Zinsen abgeschirmt," sagte Credit Suisse Ökonom Oliver Adler am Dienstag bei Blombergs TV Proramm mit Anna Edwards und Rishaad Salamat. "Große instituionelle Investoren mussten zahlen, allerdings ist der Gesamtkontext nicht wirklich dramatisch." Allerdings lagern in Antizipation dessen was noch kommen könnte einige Banken, die unterhalb der SNB Mindesteinlage liegen, Geld von anderen Banken gegen eine Gebühr ein. Im Ergebnis hat sich aufgrund der Negativzinsen ein "Liquiditätsmarkt" entwickelt, bei dem die Banken sich gegenseitig Geld zuschieben, sage der schweizerische Bankenverband letzte Woche in seinem jährlichen Industriebericht.

"Die Bargeldhortung ist ein Problem für die monetäre Politik," sagte Koch. "Es ist eine Frage der Effizienz: Je mehr Unternehmen Bargeld horten, desto kleiner ist der Einfluss der negativen Zinsen."


Im Original: The Swiss Begin To Hoard Cash

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