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Donnerstag, 3. März 2016

The Independent: Ein iranischer Musiker ist gezwungen ein Konzert in Köln zu unterbrechen, als das Publikum ihm zuruft "sprich Deutsch"



Mahan Esfahani ordnete den Aufruhr seinem Auftritt zu, aber die deutsche Presselandschaft vermutet, dass es Xenophobie war. Von Lizzie Dearden, 3. März 2016


Ein Iranischer Chembalospieler beschrieb seinen Schock, nachdem er ein Konzert in Köln unterbrechen muss, nach dem er angeblafft wurde mit "sprich deutsch".

Mahan Esfahani, der zahlreiche Preise gewonnen hat und in Londons prestigereicher Guildhall School of Music and Drama unterrichtet, trat am Sonntag in der Kölner Philharmonie auf, wo der Tumult ausbrach.

Als er begann Steve Reichs Stück "Piano Phase" von 1967 zu spielen gab er eine kurze Einführun auf Englisch, um die Besonderheiten des Arrangements zu erklären, das es braucht, um es an einem Barockchembalo von 1745 zu spielen.

Eine Person im Publikum rief "sprich auf Deutsch" bevor andere der 1.8000 großen Publikums zu klatschen, pfeifen und zischen begann, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete.

Eine Reihe von Personen wurden dabei gesehen, wie sie den Saal verließen, als eine Diskussion ausbrach und von einigen Leuten berichtet, dass sie in ihren Sitzen zu weinen begannen.

"Ich machte etwa drei Minuten lang weiter bis es unerträglich wurde, wie verschiedene Fraktionen sich gegenseitig anschrien," schrieb Esfahani im Slipped Disk Magazin.

"Ich hörte in der Mitte des Stücks auf und nahm meine Kopfhörer ab; im Saal herrschte in dem Moment ein Heidenlärm, wie ich es noch nie in einer Konzerthalle für klassische Musik erlebt habe."

Über sein Mikrophon fragte er das Publikum "wovor habt ihr Angst?" und verglich Deutschlands Freiheiten mit dem iranischen Regime der Unterdrückung von Musik und Kunst, bevor er mit dem Bach Konzert fortfuhr.

"Die Atmosphäre war gespannt, aber auch extrem faszinierend zu beobachten," schrieb Esfahani. "Die meisten der Leute, die rausgingen oder sich empörten waren ältere Männer, die offenbar eine Art Ärger empfanden, als sie das Stück anhören musten. Sie wurden von jüngeren Leuten angeschriebe - überwiegend Frauen übrigens. Einige Leute begannen zu weinen."

Der Chemballist geht davon aus, dass die nie zuvor erlebte Reaktion mit seinem Auftritt zu tun hätte und dem Vortrag eines modernen Stückes bei Kölns wöchentlichem "Sonntag um Vier" Konzert, was sehr beliebt ist bei älteren Klassikliebhabern.

Am Ende seines Auftritts bekam er vom verbliebenen Publikum einen langanhaltenden und "intensiven" Applaus, wie er meinte, bevor ein männliches Publikumsmitglied auf die Bühne kam und um das Mikrophon bat, damit er eine äffentliche Entschuldigung vortragen könne, um zu sagen "wie leid es ihm tue was eben passiert sei".

"Es gab eine offene Entschuldigung - aber das war nicht notwendig!" sagte der Musiker. "Sie sollten froh sein in einer Stadt zu leben, in der Menschen sich so aktiv am Kulturleben teilnehmen können."

Die deutsche Presselandschaft dagegen vermutete, dass die Reaktion vielleicht verbunden sein könnte mit einer wachsenden Xenophobie nach den Sexualübergriffen an Silvester in Köln und wegen der Ankuft von mehr als einer Million Flüchtlinge im Land.

Die Stadt hat mehrere Protestwellen erlebt durch rechtskonservative und einwanderungskritische Gruppen, von denen einige in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit antifaschstischen Demonstranten und der Polizei verwickelt wurden, wie auch in kriminelle Übergriffe auf Flüchtlinge.

In einem Mitteilung hat die Kölner Philharmonie bekräftigt, sein Forum als "kulturelle Vielfalt" zu erhalten und sagte, Esfahani wurde ein weiteres Mal eingeladen, um das selbe Stück am 1. März des nächsten Jahres zu spielen.

"Wir sind erstaunt über diese nie erlebte Reaktion eines Teils des Publikums wie beim Konzert letzten Sonntag," sagte ein Specher. "Wir erwarten eine respektvolle Atmosphäre. Es kann einem kleinem Teil des Publikums nicht erlaubt werden, andere zu stören oder ihre Unterhaltung kaputt zu machen."


Im Original: Iranian musician forced to stop Cologne concert after audience members jeer and shout 'speak German'

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