Von Hollie McKay, 9. August 2016
Als sich Priester Josiah Trenham auf das Lesen aus der Bibel vorbereitete nahmen einige Anwesende ihre Babys, verliesen die orthodoxe St. Andrew Kirche und gingen raus an die Frühlingsluft, um die heilige Liturgie nicht mit dem Geschrei der Kleinen zu stören.
Diese alte Tradition wurde zerstört als laut Zeugenaussagen ein Auto an der Kirche in Riverside, Kalifornien, vorbei fuhr, langsamer machte, ein Insasse sich aus dem Fenster lehnte, um dann wie ein Verrückter durch ein Megafon zu brüllen.
"Allahu Akbar!" wiederholte der nicht identifizierte Mann mehrere Male, als die erschockenen Eltern ihre Kinder an sich herannahmen und besorgte Blicke austauschten.
Die Zeugen konnten der Polizei in Riverside den grünen Honda Civic beschreiben, aber nicht die drei Insassen. Einige sagten der Polizei, sie glaubten, dass einer der Männer womöglich Fotos machte, wie der Polizist Ryan Railsback meinte. Obwohl Trenham darauf bestand, dass viele Gottesdienstbesucher die arabische Phrase hörten, meinte Railsback, dass diese im Polizeibericht nicht vorkam.
Was immer wahr ist, es wurde kein Gesetz gebrochen - selbst wenn den Gläubigen eine unmissverständliche Botschaft überbracht wurde und sie diese nur zu gut verstanden.
"Bleibt ruhig und seid besonders Wachsam auf dem Gelände und bei euren Kindern, wenn ihr zum Gottesdienst kommt," schrieb Trenham in einer E-Mail an seine Gemeinde, in der er das verstörende Ereignis erklärt. "Betet, dass diese aggressiven jungen Männer ihre Einschüchterung bereuen und gerettet werden."
Trenham teilte letzte Woche FoxNews.com mit, dass die Situation noch immer "gespannt und gefährlich" sei, und sagte, beim Gottesdienst in der Kirche sei nun Sicherheitspersonal anwesend.
"Es macht mir viele Sorgen, dass wir in diesem 'neuen Amerika' so leben müssen," sagte er.
Der Zwischenfall fand am 12. April statt und etwa vier Monate nach einem Terroranschlag in San Bernardino, bei dem 14 Menschen starben, und nur etwas mehr als drei Monate, bevor ein französischer Priester in seiner Kirche von Dschihadisten mit Verbindungen zum IS ermordet wurde. Die Ereignisse, ob nah oder fern, unterstreichen die grimmige neue Realität für Priester wie Trenham: Anstatt die Erlösung vom Bösen anzubieten sind die Kirchen nun attraktive Ziele für Terroranschläge.
"Viele Kirchen stellen inzwischen Selbstverteidigungsexperten ein und bieten Kurse an, oder sie stellen Sicherheitsleute, wie etwa Polizisten nach Feierabend ein," sagte Ryan Mauro, Professor für Heimatschutz an der Liberty Universität und Sicherheitsanalyst für das Clarion Projekt. "Ein islamistischer Terrorist auf der Suche nach Ruhm für sich wird sich denken, dass die Enthauptung eines Priesters mehr Aufmerksamkeit erzeugt, als das Exekutieren von normalen Zivilisten."
Während es in den USA auf Kirchen bislang noch keine tödlichen Angriffe gab, so merken Experten wie Jeff King, Präsident der Organisation International Christian Concern [Internationale Christliche Belange, d.R.] an, dass sich die Gefahrenlage zuspitzt.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass es zukünftig Anschläge geben wird," sagte King. "Bis [der radikale Islam vernichtet ist] müssen wie damit rechnen, dass Christen auch im Westen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken werden, um sich vor einem Anschlag zu schützen."
Im Februar wurde Khial Abu-Rayyan, 21, aus Dearborn Heights in Michigan verhaftet, weil er einem verdeckten FBI Ermittler erzählte, er bereite im Namen des IS eine "Schiesserei" in einer großen Kirche in der Nähe wo er wohnte vor. Ein Monat davor teilte hat die Rev. Roger Spradlin of Valley Baptist Kirche - eine der größten Gemeinden in Bakersfield, Kalifornien - ihren Mitgliedern mit, dass sie auf Arabisch verfasste Drohbriefe erhielt.
"Während den Gottesdiensten wurden dann verdeckte Beamte in die Kirche gesetzt," sagte der Sprecher der Valley Baptisten Dave Kalahar. "Das FBI untersucht die Angelegenheit weiterhin gemeinsam mit einer örtlichen Einsatzgruppe."
Letzten September wurde einem Moslem eine Terrordrohung vorgeworfen, nachdem er in einem Kampfanzug die Corinth Missionary Baptist Kirche in Bullard in Texas betrat, und er behauptete, dass Gott [vermutlich eher Allah, d.R.] ihm befahl, die Christen und "andere Ungläubige" zu töten. Ein Jahr davor wurde die Polizei zur katholischen St. Bartolomäus Kirche in Columbus, Indiana, gerufen, nachdem das Wort "Ungläubige!" an die Kirche geschmiert wurde zusammen mit einem koranischen Vers, der den Tod von Ungläubigen fordert. Vergleichbare Graffiti wurden in der selben Nacht an der nahen Lakeview Kirche wie auch an der East Columbus Kirche gefunden.
Pastor Clem Davis von der St. Bartolomäuskirche sagte, er wüsste nicht, ob die Drohung echt sei, aber sagte auch, dass es kaum möglich sei, ein potentielles Ziel robuster zu machen, das darauf ausgerichtet, alle Willkommen zu heissen.
"Ich weis nicht, ob es da irgendeinen echten Schutz gibt gegen diese Mentalität des 'einsamen Wolfes' ohne gleichzeitig die Freiheit jedes einzelnen zu zerstören," sagte Davis. "Wir haben keine Metalldetektoren und die Leute gehen rein und raus. Kirchen sind familienfreundliche Orte, öffentlich und werden steuerlich begünstigt; daher sind sie für einige wohl ein attraktives Ziel."
Auch Synagogen stehen in den letzten Jahren unter zunehmender Bedrohung. Dieses Jahr hat das FBI den Plan eines muslimischen Konvertiten vereitelt, das jüdische Turnberry Zentrum in Aventura, Florida zu sprengen. 2014 fand die Anti-Defamation League (ADL) [Antidiffamierungsliga, d.R.] heraus, dass die antisemitischen Zwischenfälle im ganzen Land in nur einem Jah um 21 Prozent zunahmen.
Orthodoxe Christen aus dem Osten, die in vielen Fällen die Verfolgung durch radikale Muslime in ihrer Heimat im Mittleren Osten selbst erlebten glauben, dass sie womöglich wegen ihrer Herkunft herausgepickt werden. Zum Gottesdienst in der St. Andrew Kirche kommen bis zu 400 Gläubige mit Wurzeln vor allem in Syrien, Irak, Saudi Arabien, Jordanien, Russland und Griechenland.
"Wir haben jetzt Wachen; wir hatten das sonst nie," sagte Solomon Saddi der zur St. Andrew Kirche geht und ein syrisch-amerikanischer Christ sit. "Sie achten auf alle und reden mit allen, die unbekannt sind," fuhr er fort in Bezug auf den Nachhall des Zwischenfalls im April. "Es ist eine sehr gefährliche Zeit für uns und das selbst in Amerika."
Die irakisch-christliche Gemeinde in San Diego, bekannt als Chaldeaner, musste in die Kollekte greifen, um sich Sicherheitsleute zu finanzieren.
"Es gibt nun die Angst vor Anschlägen," sagte ein Gläubiger der chaldinisch-katholischen St. Peter Kirche. "Jeder der zur Kirche geht weis, dass er in Gefahr ist, das gilt insbesondere für die St. Peterkriche. Aber jeder versucht, dass die Angst nicht den Glauben übermannt."
Der Mord an Priester Jacques Hamel am 26. Juli in St.-Étienne-du-Rouvray in der Normandie schickte Schockwellen über die ganze Welt, und machte auch den US Gesetzeshütern klar, dass es auch bei ihnen passieren kann, wie Horace Frank meinte, der stellvertretende Leiter für Terrorabwehr und Spezialoperationen der Polizei in Los Angeles.
"Wir sahen, wie Sachen in anderen Ländern passiert sind und sind besorgt, dass es auch bei uns passieren könnte," sagte Frank. "Man muss immer aufpassen vor Nachahmern. Deswegen liegt der Fokus auf der Prävention, und im Versuch alles im Blick zu behalten."
Franks Einheit arbeitet mit christlichen, jüdischen, muslimischen und Sikhgruppen zusammen, um Themen wie das Berichten von terrorverdächtigen Aktivitäten zu besprechen, sowie das Schiessen zu üben.
"Wir gehen auf die Kirchen zu und sie kommen zu uns. Man muss sich der Gefahr bewusst und wachsam sein," sagte Frank. "Es ist nicht nur ein Thema in christlichen Gemeinden, sondern bei allen."
Im Original: Churches take new security measures in face of terror threats
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