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Freitag, 22. Juli 2016

The Spectator: Warum dei Linksprogressiven TripAdvisor den Krieg erklärt haben


Rod Liddle, 23 July 2016

Diesen Frühling war ich in einem Restaurant in Middlesbrough. Es nannte sich Brasserie Hudson Quay und liegt an einer recht schönen und städtischen Ecke zwischen dem Fussballstadion und dem Fluss Tees, von wo aus man einen schönen Ausblick hat auf mystische Uferskulpturen, welche wie ich annehme finanziert wurden mithilfe der Steuern von im Süden Wohnenden, und die Aufgabe haben die Anwohner zu erfreuen. Wir waren dort für ein Mittwochsspiel der Boros, wodurch das Restaurant für uns optimal gelegen ist.

Aber das war nicht der Hauptgrund für unsere Reise. Ich und mein Frauchen waren bei TripAdvisor und entschieden uns für ein Abendessen bei der Brasserie Hudson Quay, weil jede negative Empfehlung von einem Typen namens "Pete", vermutlich dem Manager des Lokals, beantwortet wurde. Ein Gast, der das Restaurant eine "Schande" nannte bekam eine Tirade zur Antwort, die begann mit: "Ich stimme ihnen voll zu. Sie waren eine absolute Schande und ich bin mir sicher, auch ihre Familie sieht das so. Sie haben diesen Tag wirklich für alle ruiniert." Eine andere wurde erachtet als "oberlehrerhaft" und "schlecht informiert" und jemand, der die kurze Menüliste ansprach wurde gefragt: "Wie allumfassend soll ihr Menü denn sein?"

Ich wollte Pete unbedingt kennenlernen, weil er klang wie ein Borderlinepsychopath. Oder wenn nicht ihn treffen, dann vielleicht eine negative Kritik schreiben, um ihn etwas zu reizen. Das Problem ist, Essen und Ort waren überragend, weshalb ich das Niedermachen der Örtlichkeit nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Das Essen war nicht schlechter als das was ich aus dem furchtbaren London kenne und das obwohl Spieltag war und die Brasserie sich deswegen genötigt sah, das Menü mit dem Lieblingsessen der Teesider (seit etwa 1896) vollzustopfen - Hühnchen Parmo, das nur ein Verrückter oder Besoffener anrühren würde. Aber egal, ich gab dem Ort am Ende verdiente fünf Sterne.

Sie kennen TripAdvisor vielleicht noch nicht [Advisor bedeutet Ratgeber, d.R.], oder vergleichbare Seiten, wo man fünf Sterne vergeben kann - "bestes Essen meines Lebens!" - oder auch einen - "stinkendes Scheissloch betrieben durch hinterhältige Sexualverbrecher". Zwischendrin gibts wenig. So ist das heute mit fast allem; ein bisschen bipolar, immer wechselnd zwischen Jubel und Wut. Es gibt keine Grauzone mehr. In gewisser Weise ist auch Wikipedia so, weil jeder Eintrag entweder von einem Bewunderer geschrieben wird oder von einem Hasser. Es stimmt auch, dass TripAdvisor manchmal von den Lokalitäten selbst unterwandert wird - aber diese Einträge lassen sich meist identifizieren.

Trotz dieser Vorbehalte ist es eine recht nützliche Seite, wenn man sich Zeit nimmt und zwischen den Zeilen liesst. Wer etwa 25 Kritiken liesst, der hat am Ende genug gelesen, um ein Restaurant beurteilen zu können. Es ist sicherlich nützlicher, als 1.500 Worte von einem hochverehrten Restaurantkritiker zu lesen, dessen Kopf sich selten und lange genug erhebt, um zu erahnen, was für ein Erlebnis ein Restaurantbesuch wohl für Normalsterbliche sein könnte. Zumal deren Kritiken sich fast ausschliesslich beschränken auf den Südosten Englands und insbesondere London. (Nein, ich mein übrigens nicht dich Tanya. Hier und bei einigen anderen Sachen bildet Tanya Gold eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt.)

TripAdvisor erhielt einmal einen guten alten Rundumschlag im Umfang von um die 2.000 Worten von Marina O'Loughlin, einer Zeitungsrestaurantkritikerin. Ihre Behauptung bestand darin, dass es "scheisse" war - und danken Sie mir, dass ich ihren Artikel so gut zusammengefasst habe. Eine wahre Schluckexpertin. Und eine fürs Kauen. Eine Expertin im Essen, um dann zu sagen, dass sie es mochte oder nicht. Gut gemacht, Marina. Des Kaisers neue Kleider sind heute mal wieder richtig schick und elegant, nicht wahr?

Man wird kaum überrascht sein, dass  Marinas für den Guardian arbeitet. Kaum überrascht, weil wenn man darüber nachdenkt, dann ist er das Magazin, das sich selbst an die Front gestellt hat gegen jede Form des Populismus. Tatsächlich bezieht sich O'Loughlin im ersten Absatz ihres Artikels auf sich selbst - und verglich TripAdvisor mit angeblich "populistischen" Poltikern wie Donald Trump und Nigel Farage. Und darum geht es. Während die Linksprogressiven das Internet erst als Mittel der "Emanzipation" bejubelten, weil damit "normale Leute" endlich ihre Meinung sagen können, so hat sich ihre Meinung mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Der Guardian verbannt "normale Leute" vom Kommentieren ihrer Artikel, falls ihre Ansichten - von den Großartigen und Guten, die dieses lächerliche Fischwickelpapier betreiben - als "kontrovers" eingestuft werden. Sie mögen es nicht, wenn ihre eigenen Ansichten Widerspruch erhalten und tolerieren keine Abweichungen. Die Autoren des Guardian beklagen sich lange und breit, dass die Leute manchmal wirklich furchtbares Zeugs sagen, wenn sie davor etwas vergleichbar dummes geschrieben haben (beispielsweise täglich, ausnahmslos). Und nun dehnen sie ihre Intoleranz aus auf normale Leute, die eine eigene Meinung haben, die mit der ihrer Restaurantkritikerin kollidiert.

Dieses linksprogressive Verabscheuen der Vorwitzigen unter den scheuslichen und ungewaschenen Massen ist das Thema unserer Zeit - würde ich für den Guardian schreiben ich würde es den "Zeitgeist" nennen. Es findet sich all das auch in Jean-Claude Junckers schamloser Herabwürdigung aller "populistischen" Parteien in Europa - beispielsweise Parteien, die bei den Massen sehr schnell sehr beliebt werden, weil sie die sklerotische und versagende neoliberale Einstellung der Führungsclique der Europäischen Union ablehnen. Es findet sich auch bei den Aktivisten der Labour Partei, in ihrer epochalen Ignoranz dessen, was Labour Wähler bei Themen denken wie etwa der Einwanderung und dem Wohlfahrtsstaat. Und natürlich findet es sich auch im wirklich traurigen Geblöke der Enteigneten "Bleiben" Aktivisten des Brexit Referendums, die mit Vitriol auf "Raus" Wähler sprühen, und die sie als dumm und rassistisch brandmarken. Lasst uns nochmal abstimmen und stellt sicher, dass diese furchtbaren Leute wissen, dass sie das letzte Mal falsch abgestimmt haben. Die ganze Zeit haben diese autoritären Progressivlinken geglaubt, die Welt stünde hinter ihnen. Allerdings zeigen der Brexit, TripAdvisor, Syriza, Donald Trump, Pegida und noch einiges mehr, wer uns wirklich beherrscht, und sie haben keine Hegemonie. Die Leute lehnen es ab.

Sollten Sie einmal in die Brasserie Hudson Quay kommen, dann hätte ich an Ihrer Stelle den Dorsch mit Knoblauchkartoffeln, dazu Meeresfrüchte, Muscheln und Selleriebrühe. Aber was weis ich schon? Bestellen Sie sich Parmo, wenn sie meinen.


Im Original: Why the liberal left has declared war on TripAdvisor

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