Drei muslimische Jugendliche, die in Deutschland einen Anschlag auf einen Sikh Tempel ausgeführt haben wurden wegen versuchten Mordes, eines schweren Überfalls und dem Auslösen einer Explosion für schuldig erklärt - nicht aber wegen Terrorismus. Und das, obwohl die Attentäter Verbindungen zu einer örtlichen Salafistenorganisation hatten, überdies Terrorsympathien und auf Propaganda des Islamischen Staates zugegriffen haben. Von Victoria Friedman, 20. Juli 2016
Bei den Jugendlichen wurde ein hohes Risiko attestiert radikalisiert zu werden, weswegen alle drei an Antiradikalisierungsprogramen teilnahmen. Einer der Verurteilten beendete sein Programm gerade einmal vier Tage vor dem Anschlag, bei dem drei Personen verletzt wurden.
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete, dass die drei salafistishen Jugendlichen mit türkischem Hintergrund, die den Sikh Tempel in Essen im April 2016 angriffen vor einem Jugendgericht für shuldig bekannt wurden wegen versuchten Mordes, eines schweren Überfalls und dem Auslösen einer Explosion. Zum Schock der Ermittler hat der Staatsanwalt den Anschlag aber nicht als Terrorakt eingestuft.
Mohammed B. aus Essen und Yusuf T. aus Gelsenkirchen (beide 16), welche die Bombe planten und bauten wurden nach dem Anschlag verhaftet. Ihr Komplize Tolga I. aus Schermbeck (17 Jahre) wurde kurz danach verhaftet.
Der Anschlag passierte im April 2016, wobei die Explosion einen Sikh Tempel in der westdeutschen Stadt Essen in der Nähe von Düsseldorf traf. Drei Personen wurden verwundet, darunter ein 60 Jahre alter Sikh Priester, der schwer verletzt wurde.
Mohammed und Yusuf haben die Bombe am selben Tag platziert, als eine Sikh Hochzeit mit 200 Gästen stattfand, um maximalen menschlichen Schaden anzurichten, waren aber nicht in der Lage, die Bombe vorher im Gebäude zu platzieren, weshalb sie diese später dorthin brachten. Behörden meinten, dass wäre die Bombe während der Hochzeit direkt explodiert, dann wären bei weitem mehr Personen verletzt oder gar getötet worden.
Vor dem Anschlag waren die Jugendlichen bereits polizeibekannt und hatten eine kriminelle Karriere. Sie hatten auch enge Verbindungen zu einer Salafistenorganiation vor Ort und waren Sympathisanten des Islamischen Staates. Die Jugendlichen drückten ihre islamistische Gesinnung so sehr aus, dass sie an einem staatlichen "Antiradikalisierungsprogramm" teilnehmen mussten, mit dem Extremismus bekämpft werden soll.
Mohammed war im Programm als "Wegweiser" bekannt, nachdem er Zeichen der Radikalisierung zeigte und man fand heraus, dass er die Internetidentität "Kuffarmörder" benutzte ("Kuffar" bedeutet Ungläubiger).
Yussuff wurde im Programm aufgenommen, nachdem die Schule besorgniserregendes Verhalten feststellte, unter anderem das Ausdrücken von Sympathien für den Islamischen Staates gegenüber Lehrern und Schulkameraden. Er hat auch die Anschläge in Paris vom November gelobt und eine jüdische Klassenkameradin bedroht und gesagt, er würde ihr "das Genick brechen". Seine letzte Sitzung im Programm fand nur vier Tage vor dem Anschlag auf den Sikh Tempel statt.
Mit Hilfe eines USB Stick, der Yusuf gehört wurde die Planung und Ausführung des Anschlags bewiesen, hinzu kommen Rechnungen für Chemikalien und Drähte, die bei Mohammed gefunden wurden, und die in der Bombe zum Einsatz kamen. Die Ermittler fanden auch einen noch in der Verpackung befindlichen ferngesteuerten Zünder - dieser wurde vermutlich für weitere Anschläge gekauft.
Alle drei gehörten einer WhatsApp Gruppe namens "Unterstützer des Islamischen Kalifats" an, dessen Mitglieder alle türkische Jugendliche waren, und womit islamische Propaganda und Ideologie verbreitet wurden.
Der Polizeichef von Essen, Frank Richter, sagte nach dem Anschlag, dass "die Verdächtigen klare Verbindungen zur Terrorszene hätten". Die Behörden glaubten auch, dass die Jugendlichen keine einsamen Wölfe waren, sondern dass die Anschläge von einer salafistischen Gruppe in der Metropolregion geplant wurde.
Es gab eine aufgehitzte Debatte, ob der Anschlag Terrorismus war, wobei viele Beteiligte völlig überrascht waren, dass der Staatsanwalt weder die salafistischen Verbindungen, noch islamistischen Sympathien, noch das Material des Islamischen Staates berücksichtigte.
Der Islamwissenschaftler Michael Kiefer, der die WhatsApp Kommunikation auswertete sagte, dass der Anschlag kein "Jungenstreich" war, sondern ein Terroranschlag und fügte an, die Jugendlichen "waren gefährlich".
Im Original: Sikh Temple Blown Up By Islamic State Supporters ‘Not Terrorism’
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