Von Associated Press und Emma Glanfield, 23. März 2016
Wie bekannt wurde hat der IS mehr als 400 Kämpfer trainiert, um überall in Europa tödliche Terrorangriffe auszuüben, wobei die Extremisten den Befehl haben zu warten "auf die richtige Zeit und den richtigen Ort", um maximalen Schaden anzurichten.
Behröden glauben, das hunderte Extremisten speziell für Angriffe auf europäische Städte trainiert wurden, wie etwa jene die den Tod nach Brüssel und Paris brachten.
Die kranken Anführer des Islamischen Staates haben angeblich Kämpfer dazu aufgerufen, sich die Zeit, den Ort und das Mittel ihrer Terrorangriffe mit Bedacht zu wählen, um möglichst viele Menschen zu treffen und möglichst viel Zerstörung zu verursachen.
Sicherheitsbehörden, darunter auch europäische und irakische Geheimdienstmitarbeiter und ein französischer Abgeordneter, der Dschihadistennetzwerke verfolgt, sagen, dass es in Syrien und im Irak Lager gäne, die speziell ausgerichtet sind auf das Trainieren von Angriffen im Westen.
Das Netzwerk aus verbundenen, beweglichen und semi-autonomen Zellen zeigt die Reichweite der Extremistengruppe in Europa, obwohl sie in Syrien an Boden verlieren.
Bevor er in einer Polizeirazzia getötet wurde behauptete der Anführer des Ringes, der für die Novemberattacken in Paris verantwortlich war, dass er in einer multinationalen Gruppe von 90 Kämpfern nach Europa eingesickert war, die sich "mehr oder weniger überallhin verteilt haben".
Aber diiese Neuigkeit bezüglich der Untersuchungen zu den Paris Attacken hat - nachdem der flüchtige Salah Abdeslam am Freitag festgenommen wurde - die multiplen Angriffe in Belgiens Hauptstadt nur vier Tage später nicht verhindern können, bei denen 31 Menschen getötet und 270 verletzt wurden. Dazu starben drei der Selbstmordattentätern.
Wie auch in Paris suchen die belgischen Behröden nun nach mindestens einem Flüchtigen aus den Attacken am Dienstag - dieses Mal ist es der "Mann in weiß", von dem es Kameraaufnahmen auf der Flughafensicherheit gibt, auf denen er neben den beiden Selbstmordattentätern zu sehen ist.
Die Angst besteht darin, dass der Mann, desssen Idendität laut belgischen Behörden unbekannt ist, Abdeslams Weg weiterbeschreiten wird.
Nachdem er sofort nach den Attacken in Paris geflohen war, gründete Abdelsam ein neues Netzwerk in der Nachbarschaft seiner Kindheit in Molenbeek in Brüssel - ein Ort, der seit langem als Terrornest bekannt ist - um dort wie der belgische Außenminister Didier Reynders meint neue Anschläge geplant hat.
"Wir verloren ihn nicht nur aus den Augen, aber er hat darüber hinaus einen weiteren Anschlag geplant mit Komplizen überall. Mit Selbstmordwesten. Zwei Anschläge wurden konzipiert wie der in Paris. Und die Brüssler Anschläge waren eine Reaktion auf seine Verhaftung mit der Aussage: "Was sollte die Verhaftung ändern? Wir zeigen euch, dass es nichts ändert," sagte die französische Senatorin Nathalie Goulet, die den stellvertretenden Vorsitz der Kommission innehat, welche die Dschihadistennetzwerke aufspüren soll.
Schätzungen belaufen sich auf 400 bis 600 Kämpfer des IS, die speziell für Anschläge trainiert wurden, wie die Behörden, darunter Goulet meinen. Etwa 5.000 Europäer sind bereits nach Syrien gereist.
"Würden wir wissen, wie viele es im genauen sind, dann würde nichts passieren," sagte sie.
Zwei der Selbstmordattentäter bei den gestrigen Anschlägen in Brüssel waren die Brüder Ibrahim und Khalid El Bakraoui, von denen es keine bekannten Verbindungen zu Extremisten gab, bis eine von ihnen gemietete Wohnung letzte Woche mit Abdeslam in Verbindung gebracht wurde.
Ganz ähnlich verlief es mit einem Algerier, der am 15. März in der Wohnung ermordet wurde und nichts anderes hatte als ein ansehliches Strafregister in Schweden - aber schon 2014 meldete er sich als Selbstmordattentäter beim Islamischen Staat, kam nach Europa zurück und wurde Teil des Paris Massakers.
Bei der Bekennung zu den Anschlägen hat der IS eine "geheime Zelle mit Soldaten" beschrieben, die für den Zweck nach Brüssel beordert wurde.
Die geheimen Zellen wurden von Europol bestätigt - die EU Polizeiagentur sagte in einem Januarbericht, dass die Geheimdienste glaubten, die Gruppe hätte "eine Spezialeinheit gegründet, das speziell dafür trainiert ist, um im Ausland Attacken auszuführen".
Französischsprecher mit Verbindungen nach Nordafrika, Frankreich und Belgien scheinen die Zellen anzuführen und haben auch die Angriffsstrategien in Europa entwickelt, meint ein europäischer Sicherheitsbeamter, der anonym bleiben möchte, da er eigentlich nicht über interne Informationen sprechen darf.
Ihm sind ebenso die Verhöre bekannt mit ehemaligen Kämpfern, die nach Europa zurückkehrten. Einige wurden verhaftet, nachdem sie den IS verliesen, während andere aus der Terrorgruppe ausgeschlossen wurden. Die Kämpfer umfassen Moslems, wie auch muslimische Konvertiten aus allen Teilen des Kontinents.
Die Kämpfer in den Zellen sind in Schlachtfeldstrategien ausgebildet, in Sprengstoffen, in Überwachungstechnologiesn und Spionageabwehr, wie der Sicherheitsbeamte meint.
"Im Unterschied bekamen die IS Kämpfer 2014 nur ein paar Wochen lang eine Ausbildung," sagte er. "Nun aber gibt es eine andere Strategie. Spezialeinheiten wurden aufgebaut. Die Ausbildung dauert länger. Und die Ziele scheinen nicht mehr darin zu bestehen, möglichst viele Menschen zu töten, sondern so viele Anschläge wie möglich zu begehen, damit der Feind mehr Geld und mehr Personal investieren muss. Es geht mitterlweile vor allem um den Rhythmus der Terroroperationen."
Ähnliche Methoden wurden von Al-Kaida angewandt, aber der Islamische Staat hat das ganze auf ein neues Niveau gehoben, sagte er.
Ein weiterer Unterschied mit diesen neuen Zellen ist, dass die Kämpfer zu Organisatoren ausgebildet werden - damit sie frei von Befehlen aus den IS Rückzugsgebieten in Rakka in Syrien oder anderswo agieren können.
Im Fall der gestrigen Anschläge könnte Abdeslams Verhaftung der Auslöser gewesen sein für einen Plan, der sowieso verfolgt wurde.
"Das ganze fand statt als Reaktion auf die Verhaftung. Allerdings wurden die Geschehnisse in den letzten Tagen zeitlich beschleunidgt, hinsichtlich der Planung und Ausführung," sagte Magnus Randstorp, ein schwedischer Sicherheitsanalyst. "Ich sehe eine Verbindung zu Sympathisanten entweder nach Frankreich oder nach Belgien. Ob sie logistisch mit einander zu tun habe... sie sind vielleicht Teil des selben Stabes an Extremisten, die aus Syrien kamen."
Mehrere Sicherheitsbeamte sagten, dass es zunehmend Hinweise gibt, die darauf hindeuten, dass der größte Teil der Ausbildung in Syrien, Lybien und anderswo in Nordafrika stattfindet.
"Um so einen komplexen Angriff durchzuführen braucht es Training, Planung, Material und einen Rückzugsraum," sagte Shiraz Maher, ein führender Forscher am International Centre for the Study of Radicalisation in London.
Maher hat lange Interviews mit ausländischen Kämpfern geführt. Das Forschungszentrum am Kings College in London hat eine der größten Datenbanken über Kämpfer und ihre Netzwerke.
"Selbst wenn es spontan gewesen wäre, hätten die Angreifer in Brüssel mindestens vier Tage gebraucht," sagte Maher.
Die Frage für viele Geheimdienst- und Sicherheitsbeamte ist nun, wie viele weitere Kämpfer genau ausgebildet wurden und auf weitere Angriffe warten.
Ein führender irakischer Geheimdienstoffizier, der nicht autorisiert ist sich öffentlich zu äußern, sagte, dass die Personen der Zelle, welche die Parisanschläge verübt haben, sich nun überal verteilt in Deutschland, Großbritannien, Italien, Dänemark und Schweden aufhalten. Kürzlich kam eine neue Gruppe über die Türkei herein, meinte der Offizier.
Der neueste Name, der auftauchte ist Najim Laachraoui, der laut französischen und belgischen Behörden offenbar der Bombenbauer ist, der die Selbstmordwesten gebaut hat, die in Paris genutzt wurden.
Die Angreifer nutzten einen Sprengstoff, der als Triacetoe Triperoxid, oder TATP, bekannt ist und der aus herkömmlichen Haushaltsmitteln hergestellt wird. DNS Funde implizieren, dass er beim Selbstmordanschlag am Flughafen starb.
Fünfzehn Kilogramm TATP wie auch andere Expolosivstoffe wurden in einer Wohnung gefunden, die in Verbindung mit den Angreifern von Brüssel steht,
Ein unidentifizierter Mann, der auf Sicherheitsaufnahmen des Brüssler Flughafens vom Dienstag gesehen wurde, wo er eine weiße Jacke und eine schwarze Mütze trug, bildet ein weiteres Glied in der Kette der Geflüchteten, die noch enttarnt werden muss.
Im Original:
ISIS have 400 trained fighters in Europe who are poised to unleash more terror attacks with orders to wait for the right time to cause maximum carnage