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Mittwoch, 3. Februar 2016
The Economist: Das 20 Milliarden Dollar Loch in Afrikas größter Volkswirtschaft
Die meisten Nigerianer leben in Armut. Millionen könnte dies erspart bleiben, würde die Regierung damit aufhören sich aus den öffentlichen Kassen zu bedienen. 2. Februar 2016.
Macht korrumpiert. Genauso ist es auch bei ressourcenreichen Volkswirtschaften wie Nigeria, wo der leichte Zugriff auf Öleinnahmen die Tür für gegenseitige Gefälligkeiten öffnet. Unter den 168 Ländern, die von Transparency International, einer deutschen Anti-Korruptionsorganisation beurteilt werden, landet Nigeria in ihrem jährlichen Korruptionsindex auf dem 32. Platz von unten.
Whistleblower versuchen teilweise zu schätzen, wie viel Bares aus Nigerias öffentlichen Kassen verschwindet. Im Jahr 2014 verlor ein anerkannter Zentralbankvorsitzender seine Stelle nachdem er behauptete, dass 20 Milliarden Dollar gestohlen wurden. Dies aber ist nur ein kleiner Teil dessen, was durch Korruption zerstört wird. Die viel größere Frage ist wo Nigeria heute stehen könnte, wenn seine Politiker und Beamten nur ein klein wenig ehrlicher wären.
Eine Antwort bieten die Ökonomen von PricewaterhouseCoopers (PwC). Sie verglichen Nigeria mit drei anderen Rohstoffe produzierenden Ländern, die etwas weniger korrupt sind, wenn auch alles andere als sauber: Ghana, Malaysia und Kolumbien. PwC kam zum Schluss, dass Nigerias Wirtschaft, die 2014 etwa 513 Milliarden Dollar wert war, um 22% größer hätte sein können, wenn das Niveau an Korruption näher an Ghana gelegen hätte, einem nicht weit entfernten westafrikanischen Land.
Bis 2030 wird sich Afrikas größte Volkswirtschaft in realen Größen trotzdem in etwa verdreifachen. Nur, würde Nigeria es schaffen, die Korruption auf das Niveau von Malaysia zu drücken (einem Land, das kaum ohne Verdachtsmomente auskommt: Der dortige Ministerpräsident musste kürzlich erklären, wie fast 700 Millionen Doller auf sein Bankkonto gelangten), dann könnte die Wirtschaft um weitere 37% wachsen. Das zusätzliche Wachstum wäre inflationsbereinigt etwa 534 Milliarden wert, beziehungsweise so viel, wie die Wirtschaft heute wert ist. PwC merkt an, dass falls nichts im Bereich der Korruption geschieht, dann wird sich die nigerianische Korruption im Jahr auf fast 2.000 Dollar pro Kopf belaufen.
Einige der Schäden sind eindeutig sichtbar. Wenn öffentliche Gelder - das meiste kommt vom Öl im südlichen Nigerdelta - abgesaugt werden, dann fehlt Geld für die Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Dadurch werden diese Institutionen ineffizienter und liefern weniger als sie sollten, egal ob es um Bildung geht oder Straßen. Hinzu kommt, dass Länder mit starker Korruption weniger ausländische Investitionen anlocken. Sie haben höhere Preise und niedrigere Steuern. Nigerias Steuerquote liegt bei gerade einmal 8%, verglichen mit über 25% in Südafrika. Angesichts des grassierenden Diebstahls weigern sich viele Personen ihre Steuern zu zahlen mit der Begründung, das Geld würde ohnehin nur verschwendet.
Das mag teilweise erklären, weshalb es trotz des Ölreichtums eine wachsende Zahl an Nigerianern gibt, die unter der Armutsgrenze leben. Eine Umfrage über zur Lebenshaltung (mit Daten von 2010, da dies die aktuellsten Zahlen sind) kam zum Schluss, dass 61,2% der Bevölkerung in völliger Armut lebt, was einem Anstieg von sechs Prozent entspricht verglichen mit den Zahlen von 2004. Mindestens 25 Millionen Menschen, die eigentlich auf die Ebene der Niedrig- oder Mitteleinkommensbezieher hätten gehoben werden sollen verbleiben dank der "exessiven Korruption" nach wie vor unterhalb des Existenzminimums, wie Andrew S. Nevin, Chefökonom von PwC in Nigeria meint.
Vergangenes Jahr wurde Präsident Muhammadu Buhari ins Amt gewählt mit den Stimmen all jener die es satt haben. Seither haben Anti-Betrugsbehörden hochrangige Politiker mitsamt ihren Kumpanen verhaftet unter dem Vorwurf der Untreue, und neue Korruptionsgesetze wurden im Parlament eingebracht. "Die Straflosigkeit entspringt einem politischer Willen, da jene, die am meisten profitieren sich in den Führungsrängen befinden," meint Samuel Kaninda, Koordinator von Transparency International für West Afrika. Nigeria aufzuräumen wird eine Herkulesaufgabe. Aber die Belohnung wird ähnlich sagenhaft sein.
Im Original: Most Nigerians live in poverty. Millions would be spared if officials stopped pilfering from the public purse
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