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Freitag, 2. September 2016

The Independent: Warum Mohammed inzwischen der häufigste Babyname in England und Wales sein könnte




Experten sagen, es liegt an der unterschiedlichen schriflichen Übersetzung des selben Namens aus dem Arabischen. Von Lizzie Dearden, 2. September 2016

Eine offizielle Liste mit den beliebtesten Babynamen in England und Wales hat eine neue Debatte ausgelöst, ob Mohammed - in all seinen Schreibweisen - der häufigste Jungenname ist.

Der Name taucht in verschiedenen Variationen in der Rangliste des Statistikamtes der Regierung (ONS) von 2015 auf, wo Oliver, Jack und Harry bei den Jungen ganz oben stehen und Amelia, Olivia und Emily bei den Mädchen.

Muhammad erscheint auf Platz 12, gefolgt von Mohammed auf Platz 29, den 68. Platz hat Mohammad und Muhammed kommt noch immer auf den 121. Platz.

Addiert man alle Varianten, dann kommt man auf 7.570 Namensträger - die zusammen die 6.941 Babies überholen, die als Namen Oliver auf der Geburtsurkunde stehen haben.

Die ONS betrachtet die Variationen als unterschiedliche Namen, da sie die Liste so veröffentlicht, wie die Namen in offiziellen Dokumenten vorkommen, und was auch für andere Varianten wie etwa Sophia und Sofia gilt.

"Für einen fairen Vergleich sollten alle Namen entweder getrennt aufgeführt werden, oder aber es sollten alle Namensvariationen zusammengefasst werden," meinte ein Sprecher.

"Würde man letzeres machen, dann sähe die Liste um einiges anders aus. Aber es würde auch Einzelfallentscheidungen erfordern, ob ein Name eine Variation ist oder nicht - beispielsweise wäre es eine Frage, ob man Sara mit Sarah oder Anna mit Ana kombiniert - einige Menschen sprechen diese Namen gleich aus, andere aber nicht."

Die ONS sagte, Mohamed erreichte die ersten 100 Plätze der Jungennamen das erste Mal 1924, ist seitdem aber um einiges beliebter geworden.

Mögliche Gründe bestehen in der wachsenden muslimischen Gemeinde in England und Wales, wo sie momentan 5 Prozent der Bevölkerung ausmacht, dazu kommen islamische Traditionen, sowie die Beliebtheit von Sportlern wie etwa Muhammad Ali und der Olympionike Mohamed (Mo) Farah.



Arabischexperten sagen, die Variationen des Namens entstammen aus der Übersetzung aus dem Arabischen (محمد), wenn dem Namen lateinische Buchstaben zugeordnet werden.

Ibrahim Othman, ein Arabischlehrer am arabisch-britischen Zentrum sagte, die Unterschiede sind in etwa vergleichbar wie bei der britischen Aussprache von Jon und John, aber nicht so sehr wie bei Oliver und Ollie, wo die zweite Variation gekürzt ist.

"Sie [die Mohammed Aussprechversionen] haben den selben Namen, aber es liegt an den Leuten, wie sie ihn aussprechen wollen," sagte er dem Independent.

"Es gibt keinen Unterschied, es liegt nur daran, dass einige Menschen sagen wüden, dass ein 'o' oder ein 'u' das Arabische besser repräsentiert."

Es gibt zahlreiche Systeme, wie arabische Schriften in Lateinische Buchstaben übersetzt werden können, und von denen alle versuchen, die arabische Phonetik akkurat zu übertragen, die teilweise im Englischen oder in europäischen Sprachen nicht existiert, wobei versucht wird, die unterschiedlichen Betonung des definierten Artikels und die kurzen Vokale richtig zu treffen.

Der Name des muslimischen Propheten bedeutet "der Gepriesene" oder "Lobpreiser Gottes" und ist einer der beliebtesten Namen weltweit, was dazu führt, dass viele Männer den Namen abkürzen, oder ihren Mittelnamen verwenden.

"Es ist religiös bedingt - es ist letztlich eine Lobpreisung Mohammeds, wobei darauf andere Namen folgen können, die dann gemeinsam eine Huldigung des Propheten ergeben," sagte Herr Othman.

Richard Coates, Professor für Linguistik an der Universität von Westengland ist ein Experte in Onomastik - der Studie der Namensvergabe.

Er sagte dem Independent, das auch wenn alle Schreibweisen von Mohammed dem selben Namen entsprechen, so können sie doch unterschiedliche Ursprungsorte haben.

"Ein Muxamed aus Somalia und ein Mohammed aus Ägypten werden womöglich darin übereinstimmen, dass das eine ein somalischer Name ist und der andere nicht, daher sind es in gewissen Sinne unterschiedliche Namen," fügte er an.

"Es gibt auch wichtige Unterschiede in der Transliteration, von denen jede eine eigene Bedeutung hat, wie etwa bei einem 'englischen' Amin und einem 'französischen' Amine."

Professor Coates sagte, dass viele häufige britische Namen, wie etwa Catherine, Katie und Kate auch den selben Ursprung haben.

"Ich denke nicht, dass man dem Dilemma entkommen kann, dass die Namen historisch betrachtet aus dem selben Namen abgeleitet wurden, oder ob es sich dabei um den selben Namen handelt. Es hat heute mehr damit zu tun welche Perspektive die betreffende Person selbst einnimmt, da der Name für einen selbst steht,"  erklärte er.

"Auch Kosenamen können vom selben Namen abgeleitet sein, wurden dann aber unabhängig, wie etwa Kate und Katie von Catherine, oder Betty und Eliza von Elizabeth."


Im Original: Why Muhammad may be the most common baby boys’ name in England and Wales

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