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Samstag, 13. August 2016

Armstrong Economics: Kommt der Wettstreit zwischen dem Islam und dem Christentum wieder auf?



Von Martin Armstrong, 13. August 2016


Gehen wir auf ein neues Zeitalter mit Islam VS Christentum zu? Was die Leute nicht ganz begreifen, ist dass die erste Panik in unserer Panikliste, aus der ich mein ökonomisches Zuversichtsmodell ableitete, aus dem Jahr 1683 stammt. Damals stand das osmanische Reich vor den Toren Wiens, dem Ort wo das heiligen Römische Reich nach dem Tod von Karl dem Großen wieder auferstand. Am Anfang dieses Religionskrieges stand der erste Kreuzzug (1095-1099). Allerdings begann der direkte Konflikt zwischen dem Christentum und dem Islam bereits im Jahr 1064. Die seldschukischen Türken stürmten nach Anatolien (die moderne Türkei) und nahmen Caesarea und Ani ein. Das war der Beginn der türkischen Invasion in die westliche Kultur. In Spanien eroberte König Ferdinant von Kastilien 1064 Coimbra. Dann kamen europäische Krieger in Spanien zusammen, um an der Belagerung von Barbastro teilzunehmen, über die Papst Alexander II. das erste Mal im Jahr 1063 als Requonquista sprach und es einen "christlichen Notfall" nannte. Diese Expedition wurde vom Papst gefordert, und war damit der erste Kreuzzug, auch wenn die Geschichtsbücher etwas anderes sagen. Der Kreuzzug von Barbastro hatte den Charakter einer internationalen Expedition zur Rückeroberung des Territoriums in Spanien, das vom Hudid Emirat in Larida beherrscht wurde. Die große Armee bestand aus Teilnehmern aus ganz Westeuropa und die Belagerung und Eroberung der Stadt erfolgte im Jahr 1064. Von da aus gerechnet dauerte es 309,6 Jahre, bis das Osmanische Reich seinen finalen Höhepunkt erreichte.

Das Osmanische Reich wurde 1299 gegründet und expandierte nach Osteuropa, indem es 1389 erst Serbien und 1396 dann Bulgarien eroberte. Konstantinopel fiel 1453. Es war im 14. Jahrhundert, als die Osmanen das alte Konzept eines Kalifats wieder entdeckten. Sie erklärten, Sultan und Kalif seien ein und das selbe. Murad I. (herrschend von Juni 1326 - Juni 1389) war der erste osmanische Herrscher, der 1383 den Sultanstitel für sich beansprucht hat. Der Halter dieses Sultanstitels war ursprünglich die Macht hinter dem Kalifenthron in Bagdad. Er wurde später von verschiedenen unabhängigen muslimischen Monarchen genutzt. Dieser Titel stand über dem Titel des Amirs und war auch prestigeträchtiger. Dazu kommt, dass es sich dabei nicht um einen Titel wie den Malik (König) handelte, der einen sekulären Charakter hatte, oder Shah wie die persischen oder iranischen Herrscher genannt wurden. Murad I. dagegen etablierte den alten Osmanli Stamm und transformierte ihn in ein Sultanat.

Daher sehen wir uns die Wiederauferstehung des Kalifats an, was 1383 begann und das seinen Höhepunkt 309,6 Jahre danach im Jahr 1692 erlebte. Es war Sultan Mehmed IV. (herrschend von 1648-1678), der den Höhepunkt markiert. Seine Ambition bestand darin ganz Europa zu erobern. Am 3. Mai 1683 betrat Sultan Mehmed IV. Belgrad. Dann, am 14. Juli 1683 erreichte seine 140.000 Mann starke osmanische Armee Wien und begann mit der Belagerung der Stadt, die den Sitz des Römischen Kaisers innehatte. Die entscheidende Schlacht um Wien erfolgte am 12. September 1683. Die osmanische Belagerung der Stadt wurde gebrochen von einer 70.000 Mann starken Armee bestehend aus Polen, Österreichern und Deutschen, die geführt wurde von einem polnisch-litauischen König. Das war der Wettstreit zwischen dem Islam und dem Christentum. Von diesem Punkt an und vor allem nach dem Tod von Mehmed IV. im Jahr 1687 begann spätestens 1692 der schnelle Verfall und Zusammenbruch des Kalifats.

Die Anspruch, dass der Sultan gleichzeitig auch der Kalif sei blieb bis 1924 erhalten, als der große Modernisierer Mustafa Kemal Atatürk dieses Amt als Relikt abschaffte und darauf bestand, dass die Türken eine neue Türkei bauen müssten und den Anspruch auf ein kräftezehrendes Reich, sei es weltlich oder geistig augeben sollten. Das stand so in der Economist Ausgabe vom 8. März 1924. Daher markiert das Jahr 1924 die Trennung der muslimischen Welt in zwei Hauptfraktionen mit den Türken und anderen Nationen, welche die Freiheit vor der osmanischen Herrschaft genossen, und damit begannen, die westliche Kultur anzunehmen.

Allerdings markiert der Aufstieg des IS den Versuch das Kalifat wieder auferstehen zu lassen. Hinter diesem Kalifatskonzept steht die Botschaft einer Erlösung durch die internationale muslimische Solidarität. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nimmt für sich die Vision "seiner" Wiedergeburt der Türkei in Anspruch. Er träumt nicht nur von einem neuen Zeitalter für das Osmanische Reich inklusive vergangener Glorie, sondern auch von einem wiedergeborenen Kalifat unter türkischer Führung. Viele vermuten, dass er sich selbst als den kommenden Kalifen sieht, was vom Westen aber völlig ignoriert wird. Das Ende des Kalifats im Jahr 1924 erfolgte 860 Jahre nach seiner Gründung. Es besteht aber ein bedeutendes Risiko, dass wir bs 2036 wieder in einen religiösen Kampf mit diesem verwickelt werden.


Im Original: The Contest Between Islam & Christianity Returns?

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