Samstag, 3. September 2016

Gatestone Institute: Die "liberale" Türkei behauptet, Europa sei rassistisch



Von Burak Bekdil, 1. September 2016


Das ist kein schlechter Scherz; es ist ein ziemlich schlechter Scherz. Die Türkei, ein Ort an dem alle Spielarten ethnischer und religiöser Xenophobie zum nationalen Zeitvertreib gehören, wirft dem Westen Rassismus vor.

Nach einer Auseinandersetzung mit Österreich wegen neuer Berichte und Twitterkommentare aus Ländern, welche der Türkei die Legalisierung von Sex mit Kindern unter 15 vorwarfen behauptete der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu nun in einer Rede, dass das Verhalten der europäischen Länder getrieben sei von "einem allgemeinen rassistischen, islamfeindlichen und türkenfeindlichen (Trend) in Europa."

Er redet dabei über das selbe Europa, in dem die Einwohner einer seiner größten Städte, London, kürzlich einen Moslem zum Bürgermeister wählten. In der Türkei widerum hat nichtmal das kleinste Dorf mit ein paar hundert Einwohnern einen Nichtmoslem zum Bürgermeister.

Im "rassistischen" Österreich widerum hat die Polizei sofort zwei Verdächtige verhaftet, denen das Abfackeln eines türkischen Kulturzentrums im nordösterreichischen Wels vorgeworfen wird - und das trotz der zunehmenden Spannungen im Verhältnis zur Türkei. Im Gegensatz dazu haben türkische Justizbeamte vor kurzem fünf ehemalige Polizeigeheimdienstbeamte verhaftet - und zwar stolze neun Jahre nach dem Mord am türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink. Diesen Beamten wäre vermutlich nie etwas zugestossen, wenn sich die beiden islamistischen Verbündeten, Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seiner AKP und sein zur Zeit der Ermordung von Dink zuverlässigster Partner Fethullah Gülen, nicht in die schärfsten Feinde verwandelt hätten, nachdem es 2013 zu einem Kampf um die Teilung der Macht kam.

Yeni Akit ist eine islamistische Zeitung und eine von Erdogans Medienlieblingen, eine Art türkische Pravda wenn es um ihre fanatische Verteidigung des Präsidenten geht. Wenn der Präsident in seinem Privatjet Auslandsreisen unternimmt, dann bekommen ihre Redakteure immer einen Sitz unter den Elitejournalisten.

Kürzlich schrieb einer von Yeni Akits prominentesten Kolumnisten Abdurrahman Dilipak:

"Es gibt so etwas wie die christliche Religion nicht.. In Wahrheit war Jesus Christus ein Moslem mit einer jüdischen Tradition.. Die Religion, welche Christus offenbart wurde war der Islam.. Das Christentum ist nichts weiter als eine kulturelle Gegebenheit.. Das Judentum selbst ist eine Tradition, die sich an eine Rasse gekettet hat.. Die Angst der [Juden] ist so groß wie ihr Zorn."

Witzigerweise ist Dilipak ein Islamist und sein Heiliges Buch anerkennt die beiden monotheistischen Religionen, die er selbst verleugnet.

In einer anderen Kolumne behauptete Dilipak, dass es "so etwas wie eine griechische Nation oder eine griechische Zivilisation nicht gibt." In den nachfolgenden Zeilen, in denen die eines Islamisten typischen geistigen Verwirrungen zutage treten, behauptet er, dass "die griechische Zivilisation die Zivilisation des...Plagiarismus sei."

Yeni Akit musste seinen Rassismus nicht einmal im Nachhall eines Blutbades verbergen, das die gesamte Welt - mit Ausnahme von Islamisten - verurteilten. Im Juli, kurz nachdem beim Terroranschlag in Nizza in Frankreich 80 Zivilisten starben, brachte die Zeitung den Titel: "Frankreich, schuldig des Genozids in Afrika, verdient schlimmeres."

Yeni Akit spiegelt den in der Bevölkerung gelebten und offiziellen Rassismus der Türkei perfekt wider. Im März, als ein dschihadistischer Selbstmordattentäter auf einer belebten Strasse in Istanbul drei Israelis und einen Iraner tötete, kommentierte Irem Aktas, welche bei der AKP in Istanbuls Eyup Viertel die Abteilungen für Frauen und Medien leitet, in den Sozialen Medien: "Gebt den israelischen Bürgern schlimmeres, ich wünschte, sie alle würden sterben." Als sie bei Twitter schrieb, dass mindestens 11 Israelis von der Bombe verletzt wurden und sie in türkische Krankenhäuser zur Behandlung kamen wurde sie nicht angeklagt, obwohl sie den verletzten Israelis auch "den Tod" gewünscht hat.

Die religiöse - und ethnische - Xenophobie in der Türkei kann auch amüsante Wendungen nehmen. Im September 2015 verboten türkische Behörden das Zurschaustellen religiöser Symbole und das Abspielen von religiöser Musik in Yoga Zentren. Sie sagten, das Aufstellen von Buddha Statuen und das Anbringen von Mantrasymbolen wie auch das Abspielen von Musik und das Verbrennen von Räucherstäbchen könnte als Verletzung der Vorschriften interpretiert werden und zum Schliessen der Einrichtungen führen.

Etwa einen Monat vor dem türkischen Krieg gegen die "Yogareligion" gab der Leiter der Religionsbehörde des Landes eine Warnung heraus, wonach sich eine neue "Religion" namens "Jediismus" verbreiten würde - die Religion der Jediritter in den Star Wars Filmen. "Jediismus... verbreitet sich heute schon in christlichen Gesellschaften. Etwa 70.000 Menschen in Australien und 390.000 Menschen in England bezeichnen sich heute als Jedis," sagte der Artikel, bevor er in eine islamisch fundierte Kritik verschiedener Hollywood Filme überging.

Trotz dieses peinlichen Hintergrundes wirft die Türkei Europa Rassismus vor. Das wäre so, als würde Nordkorea Europa vorwerfen, ein Schurkenstaat zu sein.


Im Original: "Liberal" Turkey Claims Europe Is Racist

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