Dienstag, 5. Juli 2016
New York Post: Ich bin ein Millennial und meine Generation ist scheisse!
Millennials sind die schlimmsten. Ich sollte es wissen - ich bin einer von ihnen. Von Johnny Oleksinski, 4. July 2016
Mit nun 26 stecke ich inmitten der unbeliebtesten, lächerlichgemachten und diskutierten aller Altersgruppe der Welt. Und ich hasse es. Man stelle sich nur vor, man steckt im selbsen Sack mit hochnäsigen Narzisten, die nicht nur die Vergangenheit ignorieren, sondern ausnahmslos jeden hassen, der vor ihnen da war.
"Meine Babyboomer Arbeitskollegen bekommen mehr Gehalt, haben aber keine Ahnung was Reddit ist!" tönt das Millenial Opfer, wenn er auf seiner Kummergeige spielt. Währenddessen gaben uns die Babyboomer, naja, Computer, während unser bislang größter Beitrag zur Gesellschaft aus bunten Smilies besteht und TV Zusamenfassungen.
2016 war nicht gerade ein Paradejahr für die bislang mieseste Generation.
Zunächst wäre da Talia Jane, eine dümmliche, 25 Jahre alte Yelp Angestellte, die zurecht rausgeworfen wurde, weil sie sich über die Sozialen Medien über ihr niedriges Gehalt beschwerte. Dann hätten wir noch den 27 Jahre alten Autor Mi, der seinem Chef gegenüber meinte, er würde ein paar Tage freinehmen, um zu einer Beerdigung zu gehen, während er sich in der Zeit in Wahrheit aber ein Baumhaus baute.
Und dann betraten die Sandernistas die Bühne, Leute, die von Bernie Sanders besessen sind, und die Reformen predigten und Inklusion, und zwar indem sie ihre engsten Freunde und Familienmitglieder an den Pranger stellten, wenn sie anderer Meinung sind. (Ein Eintrag auf der Facebookseite "Bernie or Bust" [Bernie oder Pleite, d.R.] steht "Ich will nicht mit dir befreundet sein, wenn du Hillary Clinton oder Donald Trump unterstützt.")
So etwas passiert, wenn Eltern ein Foto ihrer Kleinen auf dem Geburtstagskuchen abdrucken.
Kürzlich traf mich ein Kommentar einer Kollegin wie ein querfliegender Selfie-Stick. Sie sagte, "In mancherlei Weise liebe ich es, ein Millennial zu sein, weil es so viel einfacher ist besser zu sein als der Rest unserer Generation. Weil, die sind scheisse." Es war schmerzhaft in diesem Widerspruch die ganze Wahrheit erzählt zu bekommen. Aber sie hat recht. Wir sind wirklich scheisse.
Wie ein Mitglied der anonymen Alkoholiker muss auch ich mir gestehen, dass ich machtlos bin was mein biologisches Alter betrifft. Nichtsdestotrotz schlage ich tagtäglich zurück gegen die Anwandlungen, die prototypisch für die Generation Y stehen: Anspruchshaltung, Abhängigkeit, pausenloses Beschweren, Faulheit, Kardashians [Name einer Reality-TV Figur].
Leute wie ich werden "alte Seelen" genannt, oder "26 wie 76." Wir werden von unseren Altersgenossen gerügt für so lächerliche Sachen, wie den Genuss des Erwachsenendaseins, das Pendeln in ein physisch existierendes Büro und das nicht verliebt sein in Brooklyn. Zufriedenheit ist die neue Lepra. Oder schlimmer: Funktionierende menschliche Wesen.
Meine Millennialfreunde wollen, dass ich hoffnungslos nostalgisch über die 90er Jahre denke, und sie sind besessen welchen Charakter aus "Saved by the Bell" ich am ähnlichsten bin, während sie sich Dunkaroos kaufen und bei Snapchat Blödsinnigkeiten austauschen. Oder sie Fliegen über das Wochenende nach Hause um sich vom Burnout im Büro zu erholen, und sich in ihrem heiligen Kinderzimmer etwas Schlaf gönnen. Dazu sage ich: Nein, Danke.
Hier ist meine oberste Regel: Mache alles, was die Millennials nicht machen. Definiere Grenzen, darunter den Job kündigen, oder im Moment eine Beziehung zu beenden, wenn die Stimmung von ekstasisch sinkt auf zufrieden; nicht erwarten, dass die Welt sich meinen kindischen Wünschen beugt; und immer davon ausgehen, dass immer nur ich die faszinierendste Person im Raum bin, ja klar.
Millennials sind bessessen von ihrer Marke. Sie haben den Begriff - wie so vieles - von Apple und Xerox übernommen um genauso zu sein wie sie. "Was ist deine Marke?", fragen Millennialarbeitgeber. Das Problem liegt daran, dass die Marken junger Leute selten über den Bildschirm rausgehen: Twitter, Instagram, LinkedIn, YouTube. Wenn man sie trifft, dann sind sie nie so gewitzt, attraktiv, oder unternehmenslustig, wie sie auf Facebook wirken. Sie sind Romanautoren, die ausgefeilte Geschichten aus ihrem tollen Leben erzählen: "The Great Cathy" oder "Asher in the Rye." [Anspielungen auf Titel berühmter Bücher, d.R.]
Die Wahrheit liegt aber eher im Bereich "A Tale of Two Cindys." Sie treiben sich rum auf einer Onlineparty, die so langweilig ist wie personifiziertes Spülwasser.
Letztes Jahr als ich in einer Bar mitten im Fegefeuer saß fragte mich ein 29 Jahre alter Freund, "Wie beginnt man eigentlich ein Gespräch mit jemandem, den man nicht kennt?" Die beste Antwort, die ich spontan rausbrachte war "Ich interessiere mich für andere Menschen. Ich stelle ihnen gerne Fragen über ihr Leben." Einfach, oder?
Leider ist ea das nicht, wenn man vom Glauben eingelullt ist, dass man automatisch die Aufmerksamkeit der anderen verdient wie der Papst im Vatikan.
Vielleicht ist ihr Messiaskomplex ein Ergebnis des Verhätschelns, Streichelns und angebetet werdens, als wären sie kleine Pudel und das von Kindesbeinen bis quer durch die Uni. Wenn es um den Niedergang der westlichen Zivilisation geht lieben es Experten, auf die Trophäen hinzuweisen, die es gibt für die schiere Teilnahme an einem Fussballturnier - aber es ist noch viel schlimmer.
Letzte Woche vergab die Hastingsschule in Westchester in New York an seiner Abschlussfeier 87 Preise für die Absolventen. Die Anzahl der Absolventen? 141 Jugendliche. Eine Umfrage der Reason Stiftung ergab, dass 58 Prozent der 18-29 Jahre alten denkt, das ihre Generation etwas gut hätte. Hä? Wie kann das sein?
Die soziale Hilflosigkeit der Leute in ihren 20ern ist ein Problem, das zwei Gegner zur Ursache hat: Kanyegroße Egos [gemeint ist der Rapper Kanye West, d.R.] und Smartphones. Aber um ein guter Netzwerker zu werden - was noch immer der beste Weg in ein Arbeitsverhältnis ist - muss man eben aufhören mit mittelmässigen Selfies auf Instagram mit wem auch immer, die Augen vom Gerät lösen und auch mal ein paar Worte mit Fremden wechseln. Und am besten über sie reden.
Zu oft passiert es in Gesprächen mit jungen Leuten, dass ihre Augen sich abwenden und sie dann entscheiden welches schimmernde Schmuckstück ihres brillianten Daseins als nächstes enthüllt wird, seien es die drei Tage am Stück, in denen sie ihre Wohnung nicht verlassen haben, oder wie ihr Auslandssemester in Portugal von vor neun Jahren sie zu dem gemacht hat, der sie heute sind. Um es klar zu machen: Niemanden interessiert es.
(Tut mir leid, ich bekam gerade eine SMS von jemandem, mit dem ich jetzt lieber Zeit verbringen würde. Lesen Sie einfach weiter, so lange ich das Gespräch mit der Person führe.)
Die Selbstbessessenheit kommt im Büro auch nicht so gut an. Millennials machen den größten Anteil der Arbeitskräfte aus. Aber die Arbeitgeber haben Angst vor ihnen - und das mit gutem Grund. Sie sind notorische Jobwechsler. Laut Gallup haben 2016 21 Prozent dieser "Bindungsphoben" innerhalb von weniger als einem Jahr ihre Stelle gekündigt. Sechzig Prozent stehen einem Wechsel offen gegenüber. Die "Wo siehst du dich in fünf Jahren?" Frage war noch nie so überflüssig, weil die Antwort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lautet "Nicht hier."
Ein Freund von mir hatte in nur zwei Jahren sechs verschiedene Jobs, was mir irgendwie stressiger erscheint, als einfach mal eine Weile an dem vielleicht nicht ganz perfekten Ort zu bleiben. Wie lange sollte eine Person denn an einem Ort bleiben? Mindestens 18 Monate, wie die meisten Karriereexperten meinen. Man kann es ja unter Arbeitsorgie abheften.
Und wenn sie dann erstmal ihren Traumjob gefunden haben als Hoverboard Tester, für den sie mit kübelweise mit Geld und Sushi Burritos übergossen werden? Dann wollen sie von zu Hause aus arbeiten. Eine Studie der US Handelskammer fand heraus, dass der Ausgleich zwischen Arbeit und Privatem für 75 Prozent aller Millennials ein wichtiges Karrierekriterium ist.
Nach meiner Erfahrung allerdings verschiebt sich dieser Ausgleich in jedem Fall unausweichlich in die Richtung, in der man ohne Hosen arbeiten kann.
Die Lage ist düster - aber wir können sie ändern, liebe Millennials. So gehts. Arbeitspunkt Nummer eins: Hört auf die Schuld auf andere zu schieben. Nicht die Großbanken, nicht die Mama, nicht die Babyboomer, nicht der Arbeitgeber, dein Vermieter, die Wirtschaft, der Apple Laden, die Medien, die Fluglinie, der Wetteransager, und auch George R.R. Martin ist nicht schuld. Wenn wir ewig die Verantwortung wegschieben, dann bleiben wir für immer 8-jährige, die hilflos in der Welt herumtapsen in der Hoffung auf Besserung. Das wird nicht passieren. Es macht die Sache nur schlimmer.
Arbeitspunkt Nummer zwei: Hört auf so isoliert zu sein. Viele junge Leute waren schockiert, als die Brexit Seite das Referendum gewann, oder als Donald Trump der voraussichtliche republikanische Präsidentschaftskandidat wurde. Das liegt an eurer abgeschlossenen Welt der Sozialen Medien - wo meisten Interaktionen von Millennials stattfinden - und man fast nur die eigene Meinung bestätigt bekommt. Der überwiegende Teil der Welt aber denkt anders, was sie nicht böse macht, sondern einfach nur anders. Man könnte es ja mal mit Empathie versuchen. Befreundet euch mit ein paar Abweichlern. Trinkt ein paar Bier mit ihnen, hört zu was sie zu sagen haben. Und versucht sie einmal nicht gleich anzuschreien.
Arbeitspunkt Nummer drei: Hört auf darauf zu warten, dass etwas großes passiert. Einen Job abbekommen ist schwer. Eine Million Onlineformulare ausfüllen reicht nicht. Eurer LinkedIn Konto aufhübschen in der Hoffnung, dass eure gottgegebene Großartigkeit endlich von allen erkannt wird, wie eure Oma immer schon meinte wird nicht passieren und zwar unter Garantie. Man muss seine Wohnung verlassen, Leute treffen, energisch sein, interessiert, offen. Ich jedenalls habe all meine Arbeitsstellen gefunden, indem ich in Bars rumgehangen bin und bei Hochzeiten mit möglichst vielen getanzt habe.
Meine Lieben Mitmillennials, ich würd euch gerne mögen. Wirklich. Manchmal aber macht ihr es mir verdammt schwer damit.
Im Original: I’m a millennial and my generation sucks
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