Freitag, 3. Juni 2016

Fred On Everything: Uni damals und heute: Ein Brief an eine schlaue junge Dame



Von Fred Reed, 2. Juni 2016


Liebe ___,

Du hast mich gefragt, wie die Uni damals als ich ein Kind war, in der Spätzeit der Männer und Frauen und was ich von den Schulen heute halte. Hier ist meine Antwort, die ich auf meiner Internetseite veröffentlichen werde, weil sie vermutlich ein wichtiges Thama anspricht:

Viel hat sich verändert.

Vor langer Zeit, etwa vor 1965 wurde die Universität verstanden als ein Ort für die intelligenten und akademisch Fähigen unter den jungen Leuten, von denen erwartet wurde, dass sie eines Tages die Führung des Landes übernehmen würden und den Ton für die Gesellschaft setzen würden. Von vielleicht zehn Prozent, sicher nicht mehr als zwanzig Prozent der Schulabgänger wurde erwartet, dass sie etwas auf dem Campus zu suchen haben.

Es war elitär und zwar mit Absicht. Individuen und Gruppen haben sich in ihrem Charakter und Talent unterschieden. Die Universitäten suchten sich jene Studenten heraus, die von den Sachen, die dort gemacht wurden profitieren konnten.

Von neuankommenden Erstsemestern wurde erwartet, dass sie flüssig lesen konnten und wussten wie Mathe geht. Das traf auch zu, da die Bewerber davor durch ein Prüfungsverfahren (SATs) gehen mussten. Diese Tests, die noch nicht runtergedummt waren haben dann ermittelt, wie die Fähigkeiten der Studenten ist, sich mit komplexen Gedankenmodellen auseinanderzusetzen, die in komplexer Sprache verfasst waren, was dann auch das war, was die Studenten so machten.

Es gab keine Wiederholungskurse. Wer die brauchte, der gehörte woandershin. Das Ziel der Uni war lernen, nicht aber der soziale Aufstieg.

Die Fakultäten waren etwas langweilig und etwas isoliert vom Rest der Welt und sie konzentrierten sich auf die Lehre. Die meisten hatten den großartig klingenden Titel einer "Universität". Professoren wurden für wenige Jahre eingestellt, um zu sehen ob siedie Erwartungen erfüllten und wenn das der Fall war wurden sie verbeamtet. An den Schulen die mir bekannt waren gab es kein "veröffentliche oder geh zu Grunde". Die Studenten, fast aussschliesslich weiß und mit den kulturellen Normen dieses Zustandes vertraut waren alle gut erzogen im Rahmen der Grenzen, welche das späte Erwachsenwerden zog.

Der Zweck der Uni war, kultivierte Männer und Frauen zu erschaffen, welche die Welt zu einem Grad verstehen, wie sie verstanden werden kann. Das beinhaltete auch liberale Kunst. "Liberal" bedeutete damals nicht "linksprogressiv" oder "nett". Es implizierte vielmehr eine breite Basis an Sprachen, Literatur, Geschichte, Wissenschaft, Mathematik, Ökonomie, Philosophie und auch Kunst und Musik.

Der Schwerpunkt lag auf "breit". Wenn ein Student beispielsweise einen mit Grund anspruchsvollen Kurs genannt "Kunststudium von der klassischen Antike bis heute" besuchte, dann musste er - vermutlich aber eher sie - jedes Museum und jede archäologische Ausgrabungsstätte der westlichen Welt besuchen können und dann wissen, was da zu sehen ist. In Diskussionen über Politik oder Literatur würde er sich nicht fühlen wie ein zurückgelassenes Strassenkind, sondern konnte wegen der breiten Basis in den meisten Fächern schnell all das meistern, was gerade wichtig oder interessant schien.

Es gab natürlich - die jungen bleiben jung - Nebeninteressen in Bier, das andere Geschlecht und die üblichen Kindereien, an die wir alten Knacker uns mit Stolz erinnern.

So war das damals. Und dann kam was wir mit die Sechziger bezeichnen, was aber wirklich die späten Sechziger waren und die frühen Siebziger.

Sie haben alles verändert.

Das erste und schlimmste bestand in der Philosophie, dass jeder, oder eher fast jeder, an die Uni gehen sollte. Das war ein Desaster. Von da an tummelten sich an den Schulen eine große Zahl an Heranwachsenden ohne Hirn, ohne Vorbereitung, oder irgendeinem Interesse am Nutzen der Uni. Sie hatten wenig Ahnung, wozu das gut war. Die grundlegende Vorstellung von Kultivierung schien ihnen undemokratisch, was es natürlich auch war. Sie nahmen sich daher vor, dies zu ignorieren. Und taten es auch.

Da sie nicht bereit war und es ihnen größtenteils auch an der Fähigkeit dazu mangelte, dummten die Unis ihre Kurse runter. Wiederholungsklassen vermehrten sich. Das funktionierte nur mangelhaft. Wenn ein Schulabgänger nur rudimentär lesen kann, dann gibt es in der Regel eine Ursache für den Mangel dieser Fähigkeit.

Fakultäten, die zunächst nicht aufs Geld fokussiert waren begriffen, dass diese Schwärme an intellektuell verwahrlosten Lumpen Studiengebühren zahlten. Die Beschulung wurde damit zu einem Geschäft. Die Gebühren wuchsen folglich weit stärker als die Inflation. Banken, die einen rießigen neuen Markt entdeckten gaben Kredite an Studenten heraus und bald begannen sie damit, die Häuser der Eltern als Sicherheiten heranzuziehen. Das hielt die Studenten davon ab mit Hilfe einer Bankrotterklärung davon zu kommen. Es war eine Goldmine.

Die Universitäten wurden zu Unternehmen und benahmen sich auch so. Sie kürzten die Kosten mit Hilfsdozenten, oft von niedriger Qualität, quasi als akademische Migrantenarbeiter, anstelle von besser bezahlten verbeamteten Mitarbeitern. Die akademische Qualität verringerte sich weiter.

Die Studenten wurden zu Kunden, die sich Diplome kaufen. Nach dem Prinzip, wonach der Kunde immer recht hat, gaben ihnen die Unis was sie wollten. Was sie alle wollten waren gute Noten. Die Noteninflation boomte.

Was die Studenten nicht wollten war Bildung, und das zu dem Grad, dass sie nicht einmal mehr wussten, was das ist. Sie wollten Kurse, die leicht und spassig sind. Bald gab es Sachen wie "Was wenn Harry Potter echt wäre?" und "Das Comicbuch im Kampf um Geschlechtergerechtigkeit." Das war natürlich geistlos, aber die Studenten wussten es nicht und es wäre ihnen egal gewesen. Sie hatten einen USP - einen universitären Scheinplatz - der nichts mit Beschulung zu tun hatte, trotz der zahlreichen Kurse mit feierlichen Titeln, den Extrastunden und Gebäuden voller Tafeln. Sie dachten, sie seien an der Uni. Sie waren es nicht wirklich, aber sie wollten es auch nicht wirklich sein.

Aus der Uni von einst, die als Übergang ins Erwachsenenleben gedacht war wurde ein Weg diesen Übergang zu vermeiden. Kindisches Verhalten und Narzissmus blühten bei Studenten in ihren späten 20ern. Vielleicht lag das daran, dass sie nie etwas im Leben leisten mussten, etwa an einer Tankstelle arbeiten, oder Zeitungen austragen. Sie verwechselten Universitäten mit ihren Eltern und versuchten alles sie wütend zu machen. Mit der Rechthaberei der Noch-Immer-Pubertierenden, forderten sie Gerechtigkeit für jeden und bar jeder Erfahrung mit rationaler Argumentation, oder einem originalen Gedanken irgendeiner Art, forderten sie die Abschaffung von allem, was ihnen nicht passt. Zu ihrer Freude entdeckten sie, dass die Verwaltungen kuschen würden. Ein Rausschmiss wäre angebrachter gewesen. So wurden sie zu den Spiessen der spiessigen Moralisten.

Viele Professoren waren Produkte der Sechziger und sahen die Universitäten als Hort sozialer Veränderung. Studenten mit wenig Lernmotivation stimmten darin voll überein. Schwarze Studenten waren ein besonderes Problem, da sie üblicherweise noch weniger vorbereitet waren als weiße. Größtenteils nur um ihre Defizite zu kaschieren begannen die Universitäten damit die Auswahlprozesse abzuschaffen, welche die mangelnde Vorbereitung blosstellte. Sie sagten dazu, es würde die "Inklusion" fördern.

Die Universitäten rekrutierten Schwarze wie in einem Wettbewerb als Ausweis sozialer Rechtschaffenheit. Diesen Trophäen mangelte es an Wurzeln in der europäischen Zivilisation, Literatur, Geschichte, Wissenschaft und Mathematik. Sie forderten und bekamen Fakultäten für Schwarze Studien, akadademische Ghettos, wo die Standards nur noch tiefer gelegt wurden.

Währenddessen hat die Bundesregierung fast unbemerkt die Kontrolle übernommen. Washington besteuert die Bundesstaaten und gab ihnen dann etwas von dem Geld zurück für die Universitäten, vorausgesetzt, diese benehmen sich wie gewollt. Sie kamen dem ausnahmslos nach. Der oberste Gerichtshof entschied über die Zulassungspolitik. Große Schulen wurden zu Forschungszentren der Regierung, größtenteils des Militärs. Die Bildung der unteren Semester wurde zur dritten Priorität herabgestuft, nach Universitätsfootball.

Das Überangebot an Absolventen zeigte dann seine hässliche Seite. Als die Abschlüsse selten waren und an die Intelligenten gingen, dann konnten diese einen Vorteil daraus ziehen. Wenn jeder einen Abschluss hat, dann hat niemand einen Vorteil. Die Zahl an Arbeitsstellen, die tatsächlich einen gehobenen Bildungsabschluss erforderten war niedriger als die Zahl der jungen Leute mit Diplomen, auch wenn diese bildungsfrei waren. Bald gab es zahllose Taxifahrer, Parkplatzeinweiser und Kaffeeausschenker bei Starbucks mit einem Diplom.

Auch wenn das erst losgeht, ist vielleicht noch viel schlimmer, dass die Arbeitgeber den Qualitätsverlust der Absolventen zu bemerken beginnen. Sie fangen damit an, ihre Bewerber nach dem zu beurteilen, was sie wissen und können, und nicht nach ihren Diplomen, da sie immer nichtssagender werden. Umfrage um Umfrage zeigt, dass die Absolventen kaum mehr über Textverständnis verfügen, nicht wissen, wann der amerikanische Bürgerkrieg stattfand, nicht wissen, was die drei Gewalten unserer Regierung sind, und sie hatten Probleme mit Rechnen.

Das Ergebnis war, dass Studenten, die nichts lernen wollten auch nichts lernten und das massiv auf Kosten der Gesellschaft mit nur wenig Gewinn am Ende, und nebenbei wurden sie gnadenlos von den Banken ausgenommen, um exorbitante Studiengebühren betrogen und dabei wurden sie nicht einmal erwachsen.

Ich hoffe, diese nett gemeinten Gedanken haben deine Frage beantwortet.

In Liebe,
Onkel Rick


Im Original: College Then and Now: Letter to a Bright Young Woman

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