Donnerstag, 28. April 2016

The Spectator: Das neue akzeptable Gesicht des Rassismus





Die Linke wird sich an alles festkrallen, um es in ihrem eigenen kleinen absolutistischen Stall einzupferchen. Von Rod Liddle, 30. April 2016

Diese Woche vor genau einem Jahr war ich zum Abendessen eingeladen, als ein berühmter Meinungsanalyst sich zu mir hinüberlehnte und sagte: "Weist du, das beste an dieser Wahl ist, dass innerhalb der nächsten Zwei Jahre Chuka Umunna der Vorsitzende der Labour Partei sein wird und Sajid Javid der Vorsitzende der Konservativen."

Er bezog sich auf die letzte Wahl - das Abendessen fand eine Woche davor statt. Ich nehme an, der Mann war eingeladen, um uns allen mitteilen zu können, was an den Wahlurnen passieren wird - und tatsächlich lieferte er eine lange und ernste Erklärung zum Thema, in die er all seine Expertise und politischen Kenntnisse, die er sich über die Jahre angeeignet hat einfliessen liess.

In der Woche darauf dann könnten die Gäste des Essens sich dann amüsieren, wie ein Schwein das wegen einer geerbten Syphilis blind geboren wurde und taub ist, weil ihm mit einer Nadel in beide Trommelfelle durchstochen wurden und das völlig apathisch daliegt, weil es mit einer Überdosis Heroin, Ketamin und Crack vollgepumpt wurde, eine bessere Prognose für das Wahlergebnis abliefert, als dieser fettige Witz eines Pharisäers.

An der Wahlnacht selbst, als die Resultate reinkamen sah ich den Analysten im Fernsehen. Er wurde gefragt, wie er nur so furchtbar, furchtbar daneben liegen konnte. Er nahm wie ich meine eine sehr - wie soll ich sagen? - defensive Haltung auf dem Bildschirm ein. Als hätte ihm jemand vorgeworfen, einen Dachs vergewaltigt zu haben, auch wenn er, David, aus dem Stand beweisen könnte, dass er überhaupt keinen Kontakt mit dem Dachs hatte, dass ihm nie ein Dachs über den Weg gelaufen ist und dass für ihn der Gedanke an nichteinvernehmlichem Sex mit einem Dachs das letzte ist, was ihm in den Sinn käme. Er hatte seine Arme verschränkt und eine sehr grimmigen Ausdruck im Gesicht. Seine TV Erklärung passte zu den Erklärungen aller anderer Meinungsanslysten, wonach sie alle völlig richtig lagen und es an den idiotischen Wählern lag, die das richtige Ergebnis nicht auf die Reihe bekamen.

Und nun kurz zurück nach oben. Sein Kommentar über Chuka und Sajid haben mich eine Weile beschäftigt. "Warum sollte das toll sein?" fragte ich ihn in ehrlicher Verwirrung und half mir mit mehr Wein. "Es wird zeigen, wie weit wir schon sind," gab er geschwollen oder scheinheilig zurück, ich war aber zu überrumpelt um es zu bestimmen. Und wegen der Überrumpelung war mir nicht ganz klar, worauf er raus wollte - also, bis ich dann noch einen ordentlichen Schluck vom Sauvignon Blanc nahm und es mir endlich kam! Der Typ war tatsächlich ein Rassist! Wenn er sich Chua und Sajid ansieht, dann sieht er nicht zwei talentierte und Persönlichkeiten der Politik. Das einzige, was diesen Mann offenbar interessiert ist ihr ethnischer Minderheitenstatus.

Die Linksliberalen, die der Mann sehr warscheinlich unterstützt, krallen sich wirklich an alem fest, um es ihren gottverlassenen, absolutistischen, kleinen Stall zu zerren. Obszessiv und verbissen drücken sie ihre Agenda einfach überall rein. Ja, sogar bei Leicester City. Wie sehr viele andere Leute, die Fussball mögen, aber den grotestk geldverseuchten Zirkus der Premiere League nicht ausstehen können war auch ich begeistert über den Erfolg von Leicester in dieser Saison. Es ist laut der Kommentare und auch des netten und regelmässig emotionalen italienischen Managers Claudio Ranieri ein "wahrgewordenes Märchen". Fast die gesamte Welt des Fussballs, außer denen im Norden Londons, wollen, das die Füchse sich den Titel holen.

Tony Blairs ehemaliger Berater Alastair Campbell ging zu einem Spiel von Leicester - und was hat er dort wohl gesehen? Nach dem Spiel schrieb er eine Twitternachricht zu seinem Erlebnis: "Es ist fantastisch, einen ziemlich hohen Anteil nicht-weißer Gesichter bei den Zuschauern von Leicester City zu sehen. Das nicht man nicht bei vielen Clubs." Was? Als also 31.961 Menschen gespannt zuschauten, wie Leonardo Ulloa und Riyad Mahrez Swansea City auseinander nahmen hat Alastair sich umgedreht und in die andere Richtung geschaut. Er hat einen Zensus durchgeführt. Er zählte nicht-weiße Gesichter. Das ist ein bisschen so, wie als meine Mutter mich in London besuchte - "Ich hab allein auf der Strasse mehr als 20 von denen gesehen, Rod."

Leicester ist tatsächlich eine der heterogensten Städte mit einer 28 Prozent indischen Bevölkerung. Es ist nicht überraschend, dass das Publikum ebenfalls heterogen ist. Aber es ist nicht unnormal - Arsenal, die Spurs und Chelsea und selbst mein viel kleinerer Club Millwall haben haufenweise schwarze und andere ethnische Minderheiten als Fans. Einer der wenigen Clubs, bei dem das nicht zutrifft ist natürlich Alastairs Mannschaft Burnley, einer Stadt, in der die BNP (British National Party, eine Partei der Rassentrennung, d.R.) früher die Mehrheit holte. Aber egal, Campbell wurde von anderen Twitternutzern gesagt er soll nicht so pathetisch und lächerlich sein (die von Herrn Campbell dann umgehend als "Deppen" bezeichnet wurden und von den Obszessiven sogar als Rassisten).

Einer fragte: Wozu überall die Rasse ins Spiel bringen? Nunja, warum eigentlich. Das ist die Frage. Aber sie müssen das eben, diese metro-liberalen. Wenn etwas als "gut" aufgefasst wird, etwa Leicester Citys Anlauf auf den Titel, dann muss es in jeder Hinsicht ihrer selbstgefälligen Agenda "gut" sein. Ich bin nur wenig überrascht, dass uns Alastair nicht noch eine wohlwohllende Schätzung von Leicester Citys Transenfans durchgegeben hat, und ob sie ihre Umwandlung schon hinter sich hatten.

Sie unterwerfen selbst die Toten unter diesen Prozess. Victoria Wood war nicht nur eine sehr witzige und talentierte Kommödiantin, sie war eine "emanzipierte Frau". Sie brachte Barrieren zum Einsturz und führte fortan die unterdrückten weiblichen Horden an, die von einer sexistischen Kultur unterdrückt wurden, als eine Art Kreuzung zwischen Charlie Chaplin und Emmeline Pankhurst. Der ehemalige Künstler, der ehemals als Prince bekannt war, war nicht nur ein brillianter live Künstler und der Autor von einem dutzend oder so Ohrwürmern, sondern er repräsentierte - laut Guardian in gleich zwei Artikeln - eine "lebendige neue schwarze Maskulinität", und "brach alle Regeln darüber, wie schwarze amerikanische Männer zu sein haben". Als David Bowie starb wurde uns versichert, dass er an vorderster Front des Kampfes für LGBT Rechte stand. Meine Güte, es reicht. Warum nur können diese Leute nicht davon überzeugt werden, dass sie auch mal einen Blick jenseits ihrer engstrinigen Obzessionen werfen?


Im Original: The new, acceptable face of racism

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen