Von Martin Robinson, 3. August 2016 45 min
Es ist gut möglich, dass bereits eine Million illegale Migranten in Großbritannien leben und die Wahrscheinlichkeit, dass sie abgeschoben werden ist gering, meint der ehemalige Leiter der britischen Grenzbehörde.
Die Zahl liegt um mehr als ein Drittel über einigen vorigen Schätzungen und wird Fragen zu Theresa Mays Einwanderungspolitik aufwerfen für die Zeit in der sie Innenministerin war.
Während sich die Debatte über die EU mehr um das Kontrollieren der legalen Migrantenzahl vom Kontinent drehte sagte Rob Whiteman, der ehemalige ausführende Leiter der britischen Grenzbehörde, dass der großen Zahl an illegalen Arbeitern mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
"Der Grad an illegaler Migration und illegaler Arbeit wird nicht annähernd so stark diskutiert, wie andere Einwanderungsthemen," teite er der Times mit. "Die Regierung hat nicht genügend Ressourcen oder politische Hebel, um Hunderttausende abzuschieben."
Seine Kommentare lassen darauf hindeuten, dass das Problem inzwischen zu groß ist, als dass man etwas dagegen tun könnte, merkte die Zeitung an.
Herr Whiteman, der die Behörde von 2011 bis 2013 leitete fügte an, dass zu den illegal einreisenden Nicht-EU Bürgern noch jene hinzukommen, die ihre Visa überschreiten und eine Arbeit annehmen.
Das Innenministerium weis nicht, wie viele Migranten illegal im Land arbeiten und Zahlen dazu variieren.
Dies kommt, als Abgeordnete gestern Abend behaupteten, dass die britische Grenzsicherung "offensichtlich unterbesetzt" ist, weswegen Kriegsschiffe zur Sicherung der kleinen Häfen vor Schleusern eingesetzt werden sollten.
Sie warnten, dass die "besorgniserregend niedrige" Zahl von gerade einmal drei Patrollienbooten für die Grenzkontrolle muss genügen, um die 9.000 Kilometer lange britische Küste zu sichern.
In ihrem Bericht forderten sie Schiffe der Marine, um den Grenzschützern bei der Kontrolle der nur wenig geschützten kleinen Häfen und Küsten zu helfen, die von Schleusern und Migranten zunehmend als leichte Ziele wahrgenommen werden, und die sie in kleinen Botten ansteuern, um damit die stark gechützten Fährenhafen und Eurotunnelanlagen zu umgehen.
Diesen Sommer gab es bereits Zwischenfälle wie etwa den Fall mit 18 albanischen Migranten, die vor der Küste von Dymchurch in Kent von einem sinkenden Schlauchboot gerettet werden mussten, weiteren 17 Albanern, die im Hafen von Chichester in West Sussex auf einem Katamaran aufgegriffen wurden, sowie die Entdeckung von drei Iranern, die mit einem aufblasbaren Boot vor Dover drifteten.
Die Abgeordneten des Innenausschusses im Unterhaus sagten, die Grenzwachen seien "offensichtlich unterbesetzt".
Der Bericht folgt stärker werdenden Forderungen nach Marineunterstützung für die Grenzschützer, die gerade einmal vier Patrollienboote haben, und von denen eins momentan im Mittelmeer eingesetzt wird.
Vier weitere wurden versprochen, allerdings können diese mindestens ein weiteres Jahr nicht eingesetzt werden.
Im Vergleich dazu hat Italien 600 Schiffe, um seine um 5.000 Kilometer kürzere Küstenlinie zu schützen, sagte der Bericht.
Der Vorsitzende des Ausschuss Keith Vaz sagte: "Kriminelle Banden nutzen weiterhin die Sicherheitslücken der kleinen britischen Häfen aus, um Migranten illegal vom Kontinent herüber zu bringen.
"Obwohl die maritime Sicherheit das kritische Element einer Inselnation ist haben die Grenzsicherungskräfte eine besorgniserregend niedrige Anzahl an Schiffen, um die Grenzen zu schützen."
Von den Leitern der königlichen Marine wird erwartet, dass sie in der Lage sind ein weiteres Schiff der River Klasse für Grenzpatrollien abzustellen, wenn Innenministerin Amber Rudd diese anfordert.
Zwei der 90 Meter langen Schiffe mit einer Besatzung von 45 Mann werden für den Schutz der Fischbestände eingesetzt, könnten aber anders eingesetzt werden, wenn die Umweltministerin Andrea Leadsom ihre Erlaubnis dazu gibt.
Im Abgeordnetenbericht zur Migrationskrise heisst es: "Den Grenzschützern müssen alle notwendigen Mittel gegeben werden, darunter auch Schiffe, um ihre Aufgabe effektiv ausüben zu können."
"Die Zahl der aktiven Grenzpatrollienschiffe scheint besorgniserregend niedrig."
"Falls es notwendig ist sollten Schiffe der königlichen Marine für den Grenzschutz abgestellt werden, um die Lücken zu füllen."
Dazu stand im Bericht, dass die verschärften Sicherheitsmassnahmen in den großen Häfen und Flughäfen zu einer "Verschiebung" der illegalen Migration geführt hat, und nun kleine Häfen angepeilt werden, weswegen die Sicherheit auch an diesen Orten in einer "drängenden Maßnahme" verstärkt werden muss.
Das Innenministerium sagte,es gäbe "zusätzliche militärische und polizeiliche Schiffe", aber der Verteidigungsminister sagte, die Grenzschützer haben bislang noch keine Hilfe zur See angefordert.
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Zudem sagte das Innenministerium: "Wir arbeiten weiterhin unermüdlich, um die Sichheit unserer Grenzen zu bewerkstelligen. Wir werden auf die Empfehlungen des Ausschusses noch antworten."
Alp Mehmet von der Denkfabrik Migration Watch UK [Migrationswacht GB, d.R.] sagte: "Ganz klar sind die Herausforderungen der britischen Grenzschützer noch immer bedeutend und sie wachsen. Es ist sehr wichtig, dass dafür mehr Geld zur Verfügung steht, um das Thema der illegalen Einwanderung anzugehen."
Die mehr als 150 Kinder, die momentan ohne ihre Eltern in den Migrantenlagern in Calais leben sollten nach Großbritannien gebracht werden, sagte der Abgeordnetenbericht.
Die 157 Kinder, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bekannt sind "müssten eigentlich schon hier sein", hiess es weiter.
Die Empfehlung wurde drei Monate nach einer Antwort des ehemaligen Ministerpräsidenten David Cameron auf einen Aufruf nach Leidenschaft der Daily Mail gemacht, als er 3.000 Kinder in das Land einlud, die in den verwahrlosten Flüchtlingslagern in Frankreich, Deutschland und Italien feststecken.
Aber es gab auch Bedenken, dass mit dieser Einladung weitere Migranten versuchen könnten, die riskante Reise nach Großbritannien anzutreten.
Der Bericht des Innenausschusses sagte: "Wir respektieren die Bedenken der Regierung, dass die Erlaubnis für unbegleitete Kinder, zu ihren bereits im Land lebenden Verwandten zu kommen einen 'Zugfaktor' erzeugen könnte mit dem Ergebnis, dass weitere verletzliche junge Menschen die gefährliche Reise antreten könnten, um Großbritannien zu erreichen."
"Wir anerkennen, dass es sich um ein sensibles und komplexes Thema handelt, und dass eine angemessene Reaktion kommen muss, um die juristischen und absichernden Anforderungen der Länder zu erfüllen, in denen sich die unbegleiteten Kinder gegenwärtig befinden."
Die Abgeordneten sagten aber auch, dass die Minister "das Hereinholen dieser Kinder nach Großbritannien als einmalige Aktion akzeptieren".
Der Bericht fügte an, dass einige Flüchtlinge in den Lagern in Calais über Familienmitglieder in Großbritannien verfügen und es diesen deswegen erlaubt sein sollte, das Land zu betreten.
Ebenso sagten die Abgeordneten: "Wir müssen erst noch Beweise sehen, dass es eine Strategie gibt, die eine langfristige Lösung für die Existenz dieser Lager bietet."
Im März berichtete die Mail von hunderten von "verlorenen Jungen", die unter verwahrlosten Bedingungen in Calais leben.
Die Europäische Union wurde von den Abgeordneten kritisiert, weil sie das Ausmaß des Migrantenflusses nicht antizipiert haben, und dann beim Handhaben der Krise versagten.
Im Bericht steht auch, das die Bemühungen der EU, die Schleuser zu stoppen bislang "armselig" waren.
Etwa 1,25 Millionen Asylbewerber kamen letztes Jahr nach Europa und eine weitere Viertelmillion Migranten kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres an.
Der Bericht vom Innenausschuss sagte, dass die EU "zu langsam reagiert hat" und meinte: "Die EU schaffte es nicht, das Ausmaß des Migrantenstroms abzuschätzen und es mangelte ihr an Strukturen, um damit klarzukommen."
Die Abgeordneten sagten, die 5 Milliarden Pfund Abmachung mit der Türkei im März, bei der die Neuankömmlinge in die Türkei zurückgeschickt werden können kam "viel zu spät".
Sie fügten an, dass "weitere Massnahmen dringend notwendig sind, um sicherzustellen, dass verletzliche Personen nicht mehr weiter von Kriminellen ausgenutzt werden" und "das gegenwärtige Todesrisiko erfahren".
Ziemlich genau 4.027 Migranten starben dieses Jahr bislang, was einem 26 prozentigen Anstieg im Vergleich zur selben Periode 2015 entspricht, wie die Internationale Organisation für Migration meint.
Der Bericht des Ausschusses hat überdies auch dem ehemaligen Außenminister Philip Hamond vorgeworfen "in Bezug auf Libyen selbstgefällig agiert zu haben, wo wie berichtet wird 500.000 Menschen darauf warten, illegal das Mittelmeer zu überqueren".
Der Berichte sagte, dass ein versprochens Schiff der königlichen Marine noch immer nicht in das nordafrikanische Land geschickt wurde.
Es hiess auch, dass die EU Libyen eine Abmachung anbieten sollte, wie es bei der Türkei geschah.
Der Ausschussvorsitzende Keith Vaz sagte, die Schiffe im Mittelmeer würden Leben retten, aber sie versagen dabei, die Migranten abzuhalten und die Schleusernetzwerke zu stoppen und fügte an: "Die bisherige Antwort der EU beim Angehen der Schleuser, welche die Krise ausnutzen, verschlimmern und sich daran reich stossen war armselig."
Ebenso haben sich Terroristen das Schengenabkommen der EU zu Nutze gemacht, was zu einer wachsenden Sicherheitsgefahr führt, warnten die Abgeordneten.
Herr Vaz sagte, kürzlich stattgefundenen widerlichen Anchläge zeigen eindeutig, dass die Terroristen die Migrationskrise als Tarnmantel benutzen, um Euroa zu infiltrieren.
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Im Original: One million migrants are living in Britain illegally and will never be deported, claims former Border Agency chief
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