Sonntag, 3. Juli 2016

Daily Mail: Demaskiert: Die bewaffnete "Dschihadistenbrautmacherin", die britische Mädchen zu IS-Kämpfern nach Syrien lockt ist eine Studentin aus London, deren Vater ein erfolgreicher Geschäftsmann ist



Von Omar Wahid und Tom Wyke und Nick Craven, 3. Juli 2016


Mir ihren vergifteten Ergüssen im Internet hat sie die mörderischen Taten der Terroristen des Islamischen Staates glorifiziert und sollten junge britische muslimische Frauen dazu bringen, als "Dschihadistenbräute" nach Syrien zu reisen.

Und heute hat die Mail on Sunday diese böse "Ehestifterin" enttarnt, die bekannt ist unter dem Pseudonym Umm Muthanna Al Britaniyah.

Sie war Studentin in London und ihr echter Name ist Tooba Gondal. Sie ist 22 Jahre alt und ihr Vater ist erfolgreicher Geschäftsmann.

Ihre Verwandlung geschah innerhalb weniger Jahre, und die Wandlung von der glücklichen Schülerin in eine IS Anhängerin mit Burka und AK-47 ist ziemlich krass.

Anstatt sich um ihre weitere Ausbildung zu kümmern liegt ihr größter Wunsch heute darin, eine "Märtyrerin" als Selbstmordattentäterin zu werden.

Mit Hilfe ihrer vielen Kommentare in den sozialen Medien wurde sie zu einem mächtigen Einfluss auf ihre Gefolgschaft, die vor allem aus jungen Mädchen besteht, die sie anlockt, um sie danach dazu zu bringen nach Syrien zu reisen, um einen der blutdurstigen IS Mörder zu heiraten.

In ihren Wutreden im Internet beschrieb sie Großbritannien als "schmutziges Land" und pries das Massaker in Paris von letztem November, in dem mehr als 130 Menschen starben, indem sie sagte: "EXPLOSIONEN UND SCHIESSEREIEN... 80 tot. Und alles dank des allmächtigen Allah. #ParisUnderAttack."

Sie fügte an: "Ich wünschte, ich hätte die Geiseln mit eigenen Augen sehen können, wie sie gestern Abend abgeschlachtet wurden. Es wäre einfach nur wunderschön gewesen."

Im Mai letzten Jahres rief sie unter dem Namen Fatima britische Jugendliche, die sie über die sozialen Medien kennenlernte dazu auf, nach Syrien zu reisen und sich dem IS anzuschliessen.

Dann fragte sie ihre jugendlichen Rekruten, ob sie nicht auch eine ihrer Verwandten - ein 16 Jahre altes Mädchen - treffen könnten, um auch sie zur Reise nach Syrien zu bewegen.

Der Plan bestand darin über die Schweiz nach Istanbul zu fliegen, um dann Überland an die syrische Grenze zu fahren.

Allerdings fiel dies ins Wasser, da die Jugendlichen, von denen Gondal dachte, sie würde sie anlocken tatsächlich getarnte Journalisten waren.

Die Zeitung alarmierte die Polizei, welche Gondals Verwandte zu Hause verhafteten. Sie steht seitdem unter der Prevent Einheit von Scotland Yard, die für Deradikalisierungen zuständig ist.

Wie genau Gondal aus Walthamstow in Ostlondon dazu kam, die barbarischen IS Mörder in ihrem Rückzugsgebiet in Rakka in Syrien zu bewerben ist nicht bekannt, aber es geht hier nicht um die Geschichte einer entrechteten, hoffnungslosen Jugendlichen, die einen Weg aus ihren verzweifelten Umständen gesucht hat.

Sie ist die älteste Tochter eines erfolgreichen Geschäftsmannes aus London und stand laut ihren Freunden an der Spitze in allen Fächern an ihrer Schule, der Kelmscott Schule - auch wenn sie etwas rebellisches an sich hatte.

Ein Foto von Gondal aus ihrem letzten Jahrbuch von 2010 zeigt sie im Hijab in der Schule.

Aber Klassenkameraden erinnern sie sich, wie sie den Hijab auf dem Weg zur Schule ablegte und ihre langen braunen Haare offen trug, um ihn auf dem Nachhauseweg wieder aufzusetzen.

Eine ehemalige Klassenkameradin sagte: "Sie war ein Rebell. Sie kam mit Kopftuch zur Schule, trug es dort aber nicht. Sie schlich sich auch gerne weg von zu Hause."

Die Freundin, die unbekannt bleiben möchte sagte, dass Gondal in der Schule sogar rauchte und heimlich Freunde hatte. Sie himmelte Boy Bands und deren Musik an - was planetenweit weg war von der Dschihadistenmusik, die sie später lieben lernte.

Die Freundin sagte, dass sie während ihrer Unizeit über die sozialen Medien in Kontakt mit Gondal blieb, aber vor etwa zwei Jahren eine Veränderung bemerkte.

"Sie begann Koranverse auf Twitter zu posten und über Regligion zu reden. Ich weis aber nicht, wie sie dazu kam," sagte sie.

Keiner der alten Freunde, mit denen wir sprachen wusste, weshalb Gondal nach Syrien gehen sollte.

Irgendwann vor fünf Jahren, als das eine Foto von Gondal geschossen wurde - es war an einem Einstellungsgesprächstraining an der Schule - und heute wandelte sie sich von einer typischen frechen Jugendlichen mit allem was dazugehört, in eine Todessüchtige, die so viele mit sich nehmen wollte, wie möglich.



Letzten Sommer, kurz nachdem sie ihren Twitterzuhörern mitteilte, dass sie sich eine Selbstmordattentäterweste besorgt hat, schrieb sie: "Ich kam hierher zum sterben. Ich werde aber so lange nicht gehen, bis ich habe, wofür ich herkam: Shahadah [Märtyrertum]."

Ihre beängstigende Radikalisierung fand sehr wahrscheinlich über das Internet statt, und da sie die Arbeit für den IS in den sozialen Medien erledigt, ist es auch da wo Gondal unter ihrem nom de guerre nach neuen Rekruten sucht.

Ihre Twitternachrichten und Fotos glorifizieren den Dschihad in Syrien und sollen andere dazu bewegen Großbritannien zu verlassen und ins selbsternannte Kalifat zu reisen.

Sie ist eine von etwa 60 britischen Frauen und Mädchen, die nach Syrien gingen und sich dem IS anschlossen.

Nach der Schulzeit ging Gondal ans Hackney’s College, das zur Universität von London gehört, um Englisch zu studieren.

In einer Analyse von Gondals Konten bei den Sozialen Medien und ihrem Blog kam heraus, dass sie etwa im November 2012 - offenbar während ihrer Zeit am Goldsmiths College - zum Islam "zurückkonvertierte".

Es gibt einige Hinweise, dass sie etwas mit der Islamischen Gesellschaft am Goldsmiths - bekannt als ISOC - zu tun hatte, das einen Ruf als radikalen Pfuhl innehat.

Im November 2014 schrieb sie bei Twitter über eine Spendensammelaktion von ISOC am College und beschrieb es als "Meine Uni!"

Letztes Jahr mussten Sicherheitsleute dazwischengehen, als Mitglieder von Goldsmiths ISOC eine Vorlesung der iranischen Menschenrechtsaktivistin Maryam Namazie über Blasphemie störten.

"Brüder" der Islamischen Gesellschaft kamen permanent in den Hörsal rein und gingen wieder raus, redeten über sie und schlugen wiederholt die Tür zu. Einer schaltete den Projektor aus, den sie benutzte.

Als die Mail on Sunday die Studentengruppe zu Gondal befragte verneinte ein Sprecher jegliches Wissen über sie und sagte: "Ich habe ihren Namen noch nie gehört, oder eine Ahnung, wer das sein könnte."

Gondal lebt seit ihrer Ankunft 2015 in dem kriegszerrissenen Land in Rakka.

Die Mail on Sunday hat sie über 18 Monate lang in den sozialen Medien verfolgt, da sie zu einer der sichtbarsten britischen Frauen wurde, die als "Botschafter" der Terrorgruppe agierte und regelmässig Nachrichten und Bilder aus Syrien veröffentlichte.

Sie begann bei Twitter unter @Umm_muthanna zu schreiben, was wörtlich für Mutter von Muthanna steht.

Obwohl sie ihre wahre Identität bei Twitter verheimlichte gab Gondal ungewollt Hinweise auf ihre Identität preis, indem sie den tausenden, die ihr folgten - darunter viele junge britische Mädchen - beispielsweise mitteilte, dass sie eine 21 jährige aus Ostlondon mit pakistanischem Hintergrund sei.

Mit Hilfe eines Vergleichs von URLs (Internetadressen) und dem Überprüfen von Details, die sie preisgab waren Mail on Sunday Ermittler in der Lage Gondals Name herauszufinden, wie auch, dass sie die einzige Frau mit diesem Namen ist, die in London lebt.

Einen starken Hinweis über Identität gab sie mit ihrer Glorifizierung der Parismorde: "Brenn Paris, brenn. Kann nicht glauben, dass ich dort geboren wurde," jubelte sie und fügte an: "LOL WIE VERÄNGSTIGT DIESE KUFFAR [Nicht-Moslems] DOCH SIND."

Londoner Freunde von ihr mit denen wir sprachen bestätigten uns, dass Gondals Familie von Frankreich nach Großbritannen zog, als sie jung war.

Als Gondal ihre heimlichen Pläne für die Syrienreise schmiedete, haben sie und ihre Familie in einem palastartigen 6-Zimmer-Haus in Wanstead gelebt, einem grünen Vorort am Rande von Ostlondon.

Ihr Haus mit weiß gestichenen Zaun hatte eine große Zufahrt und einen Pool im Garten.

Gondals Schulfreunde erinnern sich an sie als "reich", da ihr Vater eine Reihe an Läden in London besass, von denen einer eine Halalmetzgerei war.

Als Gondal nach Syrien ging verliess ihre Familie das Haus in Wanstead und zog in ein etwas normaleres Anwesen nahe Walthamstow.

Die beiden Grundstücke sind zusammen etwa 1,8 Millionen Euro wert und sind laut Grundbuchregister Eigentum von Gondals Vater Mohamed.

Es scheint, dass Gondal die Vorzüge ihres alten Zuhauses in Syrien nicht vermisst.

Ein Monat nach ihrer Ankunft schrieb sie bei Twitter, wie sie unter der Nase der britischen Behörden durchschlüpfte, um nach Syrien zu gelangen: "Hey, GB Behörden, was haltet ihr davon dass einer von euren Bürgern euer schmutziges Land verlassen hat und dabei im Flugzeig Salil as-Sawarim [ein Dschihadistenlied] hörte? Erbärmlich."

Im März veröffentlichte Gondal bei Twitter ein Bild von ihr in einer Burka und einer AK-47 über der Schulter und schrieb dazu: "Einfach das Leben leben." Ein anderes Foto zeigt sie vor einem weißen Auto, während sie ihre AK-47 hält.

Sie schrieb später: "Hab nie den britischen Führerschein bekommen, bin immer durchgefallen haha, aber hier fahre ich das. Seid ihr neidisch, saudische Frauen? [dort ist es Frauen verboten zu fahren]."

Untere Ermittlung enthüllt, dass Gondal an einen berüchtigten Dschihadisten namena Abi Abbas Al-Lubani aus dem Libanon verheiratet wurde, der selbst versuchte, Dschihadistenbräute aus Großbritannien anzulocken.

Nur Tage vor Gondals Flucht nach Syrien wurde Al-Lubnani von einer britischen Zeitung angeprangert für den Versuch zwei jugendliche Mädchen aus London dazu anzustiften, nach Syrien zu gehen.

Er arrangierte für einen Mann und eine Frau, die sich im Land aufhielten und offenbar verheiratet waren, ein Treffen mit zwei interessierten Dschihadistenbräuten an einem Ort in Ostlondon, damit das Paar den beiden Mädchen Bargeld zu, das aus Syrien kam, um ihre Reise in das IS Territorium zu finanzieren.

Aber die beiden Jugendlichen, mit denen er über die Sozialen Medien sprach waren Journalisten und die Kuriere wurden in der Zeitung blosgestellt. Keiner von beiden wurde bislang von der Polizei verhaftet.

Al Lubnani hat vielleicht auch Gondal über das Internet nach Syrien gelockt. Eine Zeitlang schien sie die Rolle als Ehefrau anzunehmen, und sagte, dass sie es genoss Schami Kebabs für ihren Ehemann zu machen.

Gondal schrieb bei Twitter: "Was könnte man mehr wollen, als fähig zu sein, die nächste Generation von Löwen im Islamischen Staat heranzuziehen, die den Islam noch weiter verbreiten werden."

Al Lubnani wurde im Augist im Kampf in Hasakah getötet, eine ehemals vom IS kontrollierte Stadt an der syrisch-irakischen Grenze.

Nach seinem Tod schreib Gondal: "Mein Ehemann Abu Abbas Al-Lubnani... wurde zum Shahadah [Märtyrer] in #Hasakah."

Letzte Woche hat Gondals Vater Mohamed Bashir Gondal bestätigt, dass seine Tochter nach Syrien gegangen ist.

Herr Gondal,56 und gläubiger Moslem, bestätigte auch, dass seine Tochter noch immer im syrischen Teil des vom IS ausgerufenen Kalifats lebt, auch wenn die meisten britischen Dschihadisten der Sicherheit wegen nach Mosul, der irakischen Hauptstadt der Gruppe zogen.

Auf die Frage, wie seine Tochter nur in Syrien enden konnte, meinte Herr Gondal, dass er sie gestoppt hätte, wenn er von ihren Plänen gewusst hätte.

In gebrochenem Englisch sagte er: "Ich weis nicht, wenn ich es wüsste, wäre sie nicht gegangen. Wenn ich wüsste, sie wäre nie gegangen." Er weigerte sich weitere Fragen zu beantworten und meinte, dass seine Tochter in Syrien sicher sei.

Mittlerweile aber scheint sie bereit sein für den Tod: "Meine Sünden beängstigen mich," schrieb sie auf Twitter und dazu noch: "JEder um mich herum wird das Shahadah erleben. Ya rabb [Oh Herr]! Wann werde ich an der Reihe sein? Wann werde ich wieder mit meinem Ehemann zusammenkommen."

Angesichts der brutalen Kämpfe, die in Syrien toben, muss sie vermutlich nicht mehr lange warten. Die Frage ist nur, wie viele weitere junge britische Frauen werden ihr wohl noch folgen?

Die städtische Polizei, die Kelmscott Schule und das BSix College verweigerten jeweils einen Kommentar.

Ein Sprecher des Goldsmiths der Univerität London sagte: "Wir kommen unseren gesetzlichen Verpflichtungen im Rahmen der Vorbeugestrategie der Regierung voll nach."


Im Original: Unmasked: Gun-toting Jihadi 'bride-maker' who grooms British girls for ISIS fighters in Syria is student from London whose father is a successful businessman

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